Super 8

1983: Video ist da - und was jetzt?

Die Situation für Super 8 Sammler direkt nach dem Umbruch...

Archiv Teubig

Aus „Die Leinwand“ – Ausgabe 0/1983

Das Aktuelle Thema

Was waren das noch für Zeiten, als Firmen wie „Piccolo-Film“, „Marketingfilm“ oder UFA auf Messen wie der „photokina“ ihre Super-8 Neuheiten einem begeisterten Publikum präsentierten! farbige Kataloge, Poster, Trailer und natürlich Film-Shows an den Messeständen machten den Super-8 Fans den Mund wässrig – und nach der Heimkehr – Portemonnaies Leer…

Man kaufte Super-8 Filme für das große „Kinovergnügen“, die Zubehör-Industrie verdiente an Projektoren, Leinwänden usw. kräftig mit, bis man mit Leichtigkeit einen Geräte- und Filmwert von durchschnittlich 5000.-DM zuhause hatte.

Und dann kam Video! Innerhalb von nur zwei Jahren vergaßen die renommierte Filmhersteller ihre Kundschaft, die Ihnen zu den Millionen von Mark verholfen hatte, die nun für den Einkauf von Video-Lizenzen ausgegeben wurden

Natürlich kann niemand verlangen, daß sich wirtschaftlich orientierte Unternehmen einem neuen Medium verschließen und dadurch gar Umsatzeinbußen hinnehmen. Verlangen kann man doch aber, nicht wie ein begossener

Idiot im Regen stehen gelassen zu werden, nur weil man weiterhin seinem Format Super-8 und nicht dem Magnetbandfilm die Treue halten möchte? Doch es hat keinen Sinn, zu Lamentieren.

Video macht das große Geld – und – die Vorteile, liegen ja auch klar auf der Hand. Schade ist nur daß die drei eingeführten Super-8 Hersteller sich tatsächlich so verhielten, als ob ihre bisherigen Kunden plötzlich nicht mehr existierten. Bereits geplante oder angekündigte Filme erschienen gar nicht oder nur mit erheblicher Verspätung (JÄGER DES VERLORENEN SCHATZES) und bereits vorliegende Lizenzverträge für Super-8 Auswertungsrechte (DIE RÜCKKEHR DER JEDI-RITTER) wurden angeblich mangels „Kaufinteresse“ storniert.

So wurde nicht einmal der Versuch unternommen, doch noch den einen oder anderen Film auf Super-8 herauszubringen. Das bisherige Publikum war einfach „Luft“ geworden. Ob es wirklich schon Luft war? Wer von unseren Lesern hat denn seinen Projektor, die Leinwand und die Filmsammlung auf den Sperrmüll geschafft, nur weil es plötzlich preiswerte Videorecorder und Videofilme gab? Wohl nur sehr wenige Leute haben das getan und ich kenne eine ganze Menge davon, die diese spontane Tat schon bitter bereut haben.

Video ist eine schöne Sache – auch ich habe eine Video-Anlage – nur mit „Kino“ und „Filmerlebnis“ hat das eben nichts zu tun. Das wissen wir.

Doch was geschah weiter? Die Super-8 Hersteller hatten alle plötzlich furchtbare Angst, daß niemand mehr ihre Filme haben wollte. Also warf. man die Lagerbestände zu Schleuderpreisen (UFA über Quelle, „Marketing“ über Karstadt und Hertie) auf den Markt. Jetzt „brauchte“ man die Super-8 Fans natürlich wieder. Preise von 39.-DM pro 120m color/Ton waren nichts besonderes mehr. Natürlich nutzten die Fans die günstigen Angebote und stockten ihre Archive zu Traumpreisen auf. Das war auch durchaus in Ordnung. Allerdings hatte die Sache auch einen negativen Nebeneffekt: Wer Filme zu 39.-, 69.- oder maximal 79.-DM pro 120m einkaufen kann, wird wohl nie wieder 129.- bis 149.-DM für eine Rolle – und sei es noch so ein attraktiver Titel – bezahlen wollen!

Genau dieses Argument wurde aber jetzt seitens der Hersteller angeführt, um die ersatzlose Streichung aller Super-8 Aktivitäten zu begründen. Ein fadenscheiniges Argument?

Man muß sich darüber klar sein, daß neue Super-8 Filme nicht sehr viel billiger sein können als früher. Im Durchschnitt kostet eine Rolle 120/Ton color ab Kopierwerk ca. 45.-DM. Dazu kommen die verschieden hohen Lizenzgebühren für die Urheberrechte; meist ein Pauschalbetrag von 5.- bis 7.-DM pro Rolle. Die vierfarbige Schachtel schlägt mit 2.-DM zu Buche und ehe der Film an den Händler abgegeben werden kann, muß natürlich eine Kosten- und Gewinnspanne für den Hersteller, in der Regel 35.- bis 45.-DM, „drin“ sein. Der Händler zahlt zwischen 79.- und 96.-DM plus MwSt. pro 120m color/Ton und so bleibt ihm die Spanne von den etwa 100.-DM bis zu den üblichen 149.-DM Endverkaufspreis. Eine Rechnung, an der nichts zu „verschönen“ ist – das ist die Realität. Die jetzigen Ausverkaufspreise dürfen also keineswegs als Maßstab (denn hier wird ja unter Herstellungspreis verkauft) gewertet werden.

Das Ergebnis: mit Sicherheit werden die Filme nicht mehr nachkopiert, wenn die entsprechenden Auflagen verkauft sind. Es sei denn, seitens des Handels werden bestimmte Filme immer wieder verlangt und bestellt. Nur – welcher Handel soll das sein? Der Fotohandel ist zwar noch nicht aus dem Super-8 Kamera- und Projektorgeschäft, wohl aber aus dem Spielfilmgeschäft ausgestiegen. Die wenigen Versandhändler werden nicht die Mindestauflagen von etwa 450 Kopien pro Film und Teil abnehmen bzw. bestellen können und die Kaufhäuser sind an Super-8 Filmen nur dann interessiert, wenn Kunden in die Fotoabteilung gelockt werden und die Ware über den Preis den LagerQuadratmeter rechtfertigt.

Somit ist der „Ausverkauf der Kino-Träume“ eine nicht zu bremsende, rotierende Drehscheibe, die erst dann zum Stillstand kommt, wenn die letzte UFA/“Marketing“- oder „Piccolo“-Filmkopie (zu welchem Preis auch immer) ihren Käufer gefunden hat.

Nutzen wir also die Chance, etwas heute schon sehr rares und im Sammlerwert ständig steigendes hier und jetzt billig zu kaufen:

Super-8 Spielfilme für das „echte“ Kinovergnügen.

Autor: Michael Teubig

„Die Leinwand“ Ausgabe 0/1983

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