Super 8

UFA-Büscher-Film

Die großen Super-8-Distributoren

UFA-Büscher-Film

Die Geschichte eines Super-8-Vertriebs.
Ein Text von Klaus Kohlmann

Ob das UFA-Programm gegenüber marketing oder Piccolo den meisten Schund beinhaltete (etwa: „Fußballballett“ oder „Die Laus der Kompanie“, dazu sehr viele Sexfilme), darüber mag man streiten können, fest steht aber, dass jenes Kriterium, was die Firma aus heutiger Sicht so kennzeichnete, die schlechte, ja teilweise absolut schlimme Kopierqualität verschiedener Titel war. Natürlich gab es UFA Filme von vorbildlicher Qualität („Die Abenteuer des Robin Hood“, „Alpenglühn im Dirndlrock“, „Zombie“), aber während marketing im allgemeinen gute Qualität lieferte, und Piccolo hingegen nur wenige Negativausreißer aufwies, so gab es dagegen bei UFA einen bemerkenswert großen Teil mit Titeln von schlechter, wenn nicht gar untragbarer Bild- und Tonqualität. Schlimme Erscheinungen waren zum Beispiel: „Flammendes Inferno“, „Die Insel der neuen Monster“, „In der Gewalt der Riesenameisen“ oder einige Kopien von „Ein Mann greift zur Waffe“. Das Gütesiegel „UFA – garantierte Qualität“ erschien dem kritischen Käufer als Hohn. Belastend kam hinzu, dass es UFA genauso wie marketing vorzog, ihre Toptitel als teuer zu bezahlende Dreiteiler anzubieten.

Eine weitere Gemeinsamkeit zur Konkurrenz war die allmähliche Verlagerung des Programmschwerpunktes von europäischen Spielfilmen auf amerikanische.
Marketing verzichtete fast auf Zeichentrickfilme, Piccolo besaß das Exklusivrecht von Disney Filmen, UFA versuchte dagegen krampfhaft, möglichst viel Anderweitiges an Zeichentrick auf Super-8 zu verkaufen. Interessant waren die Warner-Brothers-Cartoons mit Silvester, Tweety, Speedy Gonzales und vor allem Bugs Bunny. Japanische Zeichentrickserien wie „Biene Maja“, „Pinocchio“ oder „Wicki“ füllten die Kataloge. Damals war es aber nicht zu verstehen, weshalb dem Kunden solche teuren Super-8-Titel angeboten wurden, während diese Serien doch alle nahezu zeitgleich im Fernsehen liefen. Zudem gesellte sich der ohnehin nicht sehr sorgsame Zeichentrickstil der Japaner. UFAs Zeichentrickprogramm beinhaltete aber auch Rosinen, so z.B. „Schweinchen Wilbur“ oder „Tim und der Sonnentempel“. Überhaupt bot UFA viele Filme an, die der Sammler damals zum Zeitpunkt der Veröffentlichung bereits aus dem Fernsehen kannte, was bei Piccolo weniger, bei marketing kaum vorkam. Neben den UFO-Episoden erschienen „Pippi Langstrumpf“, ebenfalls vom Fernsehen her damals bestens bekannt. Es galt angesichts des hohen Kaufpreises der Filme die goldene Regel „Kaufe nur Filme vom Kino, nicht die aus dem Fernsehen“.

Im Gegensatz zu Piccolo oder marketing suchte UFA den Kontakt zum Kunden. So lag jedem Film eine Postkarte bei, mit zu beantwortenden Fragen über Super-8. Man wollte u.a. die bevorzugte Länge von Spielfilmen wissen und den allgemeinen Geschmack ergründen. Mit der Absendung konnte man an einem monatlichen Gewinnspiel teilnehmen, bei dem 10 Regieklappstühle und 100 Kinoplakate verlost wurden. Tatsächlich gewann auch ich ein Kinoplakat mit UFA Aufkleber, es handelte sich um das originale Filmplakat zu „SHE – Super Harter Engel“ (obwohl ich den Film nie kaufte, die Karte wurde aus „Alien“ 1 x 110m entnommen, was ich auch angab).

Ähnlich wie Piccolo kaufte UFA einen wesentlichen Teil ihrer späteren Filme in Amerika auf, zumeist bei Ken-Films. Dort wurden sie mit deutschem Ton versehen, was sich natürlich mal wieder belastend für den deutschen Kunden auswirkte. Der Synchronisationsprozess in den USA brachte folgende Nachteile: Die Amerikaner verstanden kein Deutsch, deswegen wurde das Mastertonband unkompliziert gemäß dem englischen Master nachgeschnitten, und zwar ohne Rücksicht auf Verluste. So passierte es öfters wie in „Meteor“ Teil 2 in einer Szene, in der Henry Fondas Ausspruch durch einen Schnitt abgehackt wurde, weil sein deutsch gesprochener Satz eben geringfügig länger war als der englische. Als zweiter Nachteil kam hinzu, dass die Amerikaner aufgrund ihrer Sprachunkenntnis die deutsch gesprochene Tonqualität nicht beurteilen konnten oder wollten (Mischungsverhältnis Dialog und Geräusche), was dazu führte, dass dort niemand über die mittelmäßige Tonqualität nachdachte.

Ein weiterer, importierter Meilenstein des Programms war natürlich „Das Imperium schlägt zurück“, den man sich bereits kaufen konnte, als der Streifen noch im Kino lief. Es war ziemlich bemerkenswert: man ging in die Stadt ins Kino, schaute sich diesen kolossalen SF-Film an, von dem jeder sprach, und nach dem Kino lief man am nächsten Fotogeschäft vorbei, wo UFAs Zweiteiler schon im Schaufenster stand. Unweigerlich zog man den Geldbeutel aus der Hosentasche und zählte das Geld. Eine Minute später trafen Gleichgesinnte ein, die ebenfalls im Kino waren und sich UFAs Hüllen im Schaufenster ansehen wollten. .. Übrigens erschien bei UFA auch eine weitere Fassung von „Krieg der Sterne“, drei Jahre nach der marketing Version, die „viele beeindruckende Szenen enthält, die auf Super-8 bis dahin nicht zu haben waren“. Man staunte nur noch, denn der Sammler hatte sich bereits damit abgefunden, aufgrund der kurzen marketing-Fassung die alles entscheidende Schlacht um den Todesstern nie „haben“ zu können…

Die letzte Staffel von UFA beinhaltete nahezu ausschließlich Filme von Ken-Films, darunter „Superman“, „Der Exorzist“, „Ben Hur“. Als Ken-Films diese Filme zunächst als Einteiler, später aber als Dreiteiler herausgab, überraschte die UFA vermutlich ebenso wie der gelackmeierte Kunde, der sein Geld bereits brav in alle Einteiler investierte. Dennoch blieb der UFA anscheinend nichts anderes übrig, als der amerikanischen Veröffentlichungspolitik von Ken-Films blindlings zu folgen. Der Stammverkäufer bei Photo Porst meinte damals zu mir kühl, eisern und ohne mit der Wimper zu zucken »Sie besitzen doch den .Superman‘?! Wissen Sie, den gibt es jetzt als Dreiteiler…!!« Aber wie sich ja herausstellte, handelte es sich bei den Einteilern um teilweise zusätzliches Material, und der gekonnte Zusammenschnitt von Einteiler und Dreiteiler gab dem Filmsammler-Hobby einen zusätzlichen Reiz. Unter den in eigener Regie hergestellten Kopien finden wir bei UFA z.B. „Das Mädchen mit dem Einwegticket“, „Messalina – Kaiserin und Hure“, „Zwei wie Feuer und Zunder”. Die Filme mit den 600-Bestellnummern weisen im allgemeinen eine etwas bessere Kopierqualität auf, hier spürte man den Einfluss der damals aufkommenden Videokonkurrenz. Angesichts dessen war UFAs Wagnis sehr lobenswert, einen Komplettfilm zu veröffentlichen, noch dazu in Überlänge. „2001 – Odyssee im Weltraum“ kann als finale Krönung des Programms angesehen werden. Mit 8 x 120m zum Preis von 1400,- DM war Kubricks Meisterwerk bis dato in Deutschland der längste und teuerste offiziell erschienene Titel (die CinemaScope-Version von Animex erschien erst ein Jahr später, nachdem UFA bereits das Super-8-Geschäft einstellte). Der Sammler machte sich kurzzeitig die Hoffnung, daß weitere Filme nur noch als Komplettfassung erscheinen würden; man beobachtete den S8-Markt, trotzdem wurde auch „2001“ bald als Ramsch für DM 700,- verscherbelt.

Die letzten UFA Filme, die in keinem Katalog mehr auftauchten, waren „Die Rückkehr der Zombies“ (3x110m) und „Gorgo“ (3x110m), der definitiv in einigen wenigen Exemplaren existiert. Diese letzten Filme erschienen Ende 1981, gelangten aber nicht mehr in den Handel. Interessant waren noch die geplanten Veröffentlichungen von UFA, die wohl noch relativ lange an den Super-8-Film glaubte. Folgende Dreiteiler-Veröffentlichungen wurden storniert: „Superman II“, „Bullitt“ und „Jenseits von Eden“. Wie die anderen Firmen verlagerte UFA sein Geschäft auf Video. Die S8-Filme landeten zum Dumpingpreis auf Wühltischen bei Foto-Quelle, zunächst für DM 39,- pro Rolle, dann für 29,- und zu guter letzt für DM 19,-. Leider kam es bei Quelle aber nur sehr selten vor, dass alle Teile eines Mehrteilers vorhanden waren.

Dieser Text stammt aus den „S8-Katalogen“ von TH. Ciemniak, K. Kohlmann und A. Supanz. Die „S8-Kataloge“ sind komplett als PDFs zum Download verfügbar:

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