Dialog: UFA-Büscher-Film – Interview mit W. Busse

16. November 2024 Joachim

Erstmals echte Hintergrundinformationen zum Super-8-vertrieb UFA-Büscher-Film

Im April 2024 hatte ich Gelegenheit, in Gelsenkirchen mit Herrn Werner Busse ein interessantes Gespräch führen zu dürfen. Herr Busse war Vertriebsleiter beim Super-8-Vertrieb Ufa-Büscher-Film und auch verantwortlich für dessen Marketing. Er hat die Firma in den 1970er Jahren maßgeblich mit aufgebaut und war dabei eng am Puls der Zeit und der Kundschaft – Bis Ufa-Büscher-Film nach Einführung der Videokassette in einer neuen Firma aufging, der Ascot, bei der er die Geschäftsführung übernahm.

Das Transkript des Interviews wurde leicht an die Präsentation in Textform angepasst. Nebstehend können Sie sich auch das Interview in der Audiofassung anhören.

Der Beginn

off2: Guten Tag, Herr Busse. Sie waren ja Vertriebsleiter bei der UFA-Büscher-Film, später auch Geschäftsführer bei Ascot Media. Kannten Sie Herrn Büscher bereits vor der geschäftlichen Zusammenarbeit?

WB: Ja, wir kennen uns seit dem sechsten Lebensjahr. Seit wir zusammen gemeinsam in eine Klasse in Essen Steele in die Grundschule, das sagt man heute, gegangen sind. Und wir sind dann den Weg bis zum Ende der Lehrzeit zusammen gegangen, sind beide in der Berufsschule gewesen und haben auch beide bei der Industrie- und Handelskammer unsere Prüfung für Groß- und Außenhandelskaufmann gemacht.
Die Familie Büscher hatte im Hinterhof ein schönes Gartenhaus. Und da haben wir dann unsere Feten gefeiert, mit Mädels und Musik. Bis dann Herr Büscher mit 17 – auch ich – die Lehre aus hatte. Ab da haben sich unsere Wege, ich sage einmal was das Berufliche anging, getrennt.
Herr Schüler war jemand, der Fotoartikel als Handelsvertreter an die Läden gebracht hatte, Kleber für Film und all sowas. Und dann ist Herr Büscher, da war er 17, auf die Idee gekommen „Ich könnte ja mal irgendwo ein paar Rechte für Filme kaufen“. Und dann hat er irgendwo einzelne Rechte gekauft und hat dann 15 Meter lange (Film-) Streifen in einer Blechdose verpackt, so wie man heute Erdnüsse verpackt.
Und die hat er dann auch angeboten. Das lief natürlich nicht besonders gut, diese 15 Meter. Aber so ist die Idee mit den Super-8-Filmen entstanden. Und dann hat er einen Großkaufmann kennengelernt, Hans Kompernaß. Das war die Firma, die auch in Gelsenkirchen ihren Hauptsitz hatte. HAKO Foto hießen die damals. Die hatten viele Fotoläden hier im Ruhrgebiet, von Herten über Recklinghausen, Essen, Gelsenkirchen… überall.

Und er hatte einen Partner, die waren gleichaltrig und verstanden sich auch sehr gut. Und da hat er dann seine ersten Filme unterbringen können. Und Herr Kompernaß hat ihm dann, mehr oder weniger den Anreiz gegeben, mehr daraus zu machen. Da war dann die Frage: „Und wenn ich jetzt als Lothar Büscher wo hinkomme und Filmrechte kaufen will, da schütteln die doch mit dem Kopf…“. Und so ist er an die Ufa gekommen, zufällig, und hat gedacht „Ufa, Bertelsmann… Riesenstamm!“
Bertelsmann hatte die ganzen Filmrechte von der Ufa übernommen, gehörten nun alle der Bertelsmann. Und die Ufa-ATB war am Anfang nur eine Werbefilm-Firma. Die haben Werbefilme gemacht für Meika-Würstchen und so was. Die Ufa-ATB war Atelier Ton und Bild. Die haben sich dann vergrößert, in der Volmerswerther Straße in Düsseldorf. Lager, Buchhaltung – es wurde immer größer. Von dort aus wurden dann später auch alle (Super 8) Kopien verschickt, bis, etwas später dann, Bertelsmann das Hochregallager in Gütersloh gebaut hat.
Da hat man dann von dort aus die Filme versandt. Und die Ufa ATB hat sich dann gemausert, haben 15 Mitarbeiter (Lagerarbeiter und so was alles) in Düsseldorf gehabt. Herr Büscher wollte eigentlich nur ein, zwei Rechte kaufen für seine Dosen. Und dann sind die beiden zusammen gekommen, Herr Lutz (Geschäftsführer der Ufa ATB) und Herr Büscher. Dann hat Herr Lutz zu Herrn Büscher gesagt: „Übernehm‘ doch den Alleinvertrieb für diese Produkte! Wir stellen alles. Wir stellen das Lager, wir machen die Buchhaltung, wir machen die Abrechnung. Brauchst dich um nichts kümmern, Du bringst uns Ideen. Du sagst uns, welche Filme wir rausbringen sollen und dann machen wir das.“ Das müsste etwa 1972/1973 gewesen sein. Und so ist das entstanden. Und am Anfang war das ein relativ kleiner Umsatz, ich glaube im Jahr von einer Million. Das war so das höchste. Und dann ging das relativ schnell.
Herr Büscher hatte ein Gesellschaftsanteil von 10 %. Also das, was zum Schluss übrig blieb, davon bekam Herr Büscher 10 % und die Bertelsmann 90 %. Aber die Abrechnung lief etwas anders. Für den gemachten Umsatz mussten ja auch Vertriebskosten, Werbekosten und so etwas gezahlt werden. Die Vertriebskosten wurden über Herrn Büscher bezahlt, an seine Mitarbeiter. Und die anderen Kosten, z.B. die Werbekosten und so weiter, die wurden über die Ufa ATB abgerechnet. Das war eine gute Arbeitsteilung.

off2: Und auch die Produktion?

WB: Die Produktion wurde auch über die Ufa ATB abgerechnet. Die Produktion wurde von unterschiedlichen Dienstleistern übernommen. Teilweise von Bavaria, später von Sonopress. Zu Beginn war es die Bavaria, da sind die (Super 8 Filmkopien) produziert worden. Das ging aber alles rechnungsmäßig über die Ufa ATB. Also ich bin etwa 1975/76 dazugestoßen. Ganz zufällig hatten wir uns am Bahnhof getroffen und er fragte:“Was machst du denn so?“ Ich sage, dass ich studiere, Philosophie. Darauf antwortete er: „Ja, aber du musst auch immer Geld verdienen!“. Ich sage: „Ja klar, Geld verdienen muss ich immer!“. „Ja, da komm’ doch mal vorbei. Ich habe bin gerade in Kofeldhöhe gezogen“. Und dann bin ich dorthin gefahren. Und dann haben wir uns unterhalten.
Die Firma bestand zu dem Zeitpunkt aus Herrn Büscher, seiner Frau und einer Sekretärin, mehr nicht. Herr Büscher sagte, er brauche jemanden für gute Ideen. Und Schreiben könne ich doch auch. „Kannst ja für uns Prospekte mit bearbeiten. Würdest du nicht bei uns anfangen?“ Ich antwortete, dass ich drüber schlafen würde. Aber alleine aus der Freundschaft entschied ich mich dafür und fragte: „Okay, wann soll ich anfangen?“. „Morgen!“ „Mach‘ ich!“

off2: Wie viele Mitarbeiter hatte dann UFA-Büscher-Film – ungefähr – Anfang der 1980er Jahre?.

WB: Also im Innendienst waren es insgesamt vier, Herr Büscher und seine Frau mitgerechnet. Im Außendienst waren es zwischen zehn und zwölf. Das waren aber freie Handelsvertreter. Die arbeiteten auf Provisionsbasis, das war klar. Die wurden auch (von mir) angeleitet. Ich war fast in jeder Stadt in Deutschland immer mal mit so einem Mitarbeiter unterwegs. Ja, wir hatten unterschiedliche Leute.

Vertrieb

WB: Damals war Berlin noch getrennt. Da hatten wir einen Mitarbeiter, der war besonders aktiv. Berlin lief sehr, sehr gut. Ich weiß nicht, wo die ganzen Kopien gelandet sind. Aber das war ein gutes Geschäft. Dann hat sich das Geschäft immer weiter entwickelt. Die (Handelsvertreter) sind natürlich zuerst in die Kaufhäuser gegangen und zu den großen Fotohändlern. Und hinterher dann auch immer zu den kleineren Fotohändler.
Der normale Fotohändler hat nicht auf Kredit verkauft. Das war die Generation (Photo) „Porst“, die auch genau die – Unterschicht klingt so wertend – aber genau die Leute bedient hat, die eigentlich nicht das Geld hatten.

Vor dem Kriegsende, oder nach dem Krieg, war Kino so eine Besonderheit, gerichtet an die „Unterschichten“. Man darf nicht sagen, dass irgendwelche hochintellektuellen Leute Kinogänger waren. Wobei, sicher waren auch welche dabei. Aber man hat das einfach in der Unterschicht angesiedelt. Und das gleiche ist dann im Super 8 Bereich auch passiert. Man meinte, das sind Leute, die haben Interesse, die wollen was Besonderes zu Hause, ihren Freunden oder so, zeigen.

Es waren in der Regel Heimfilmer, die früher schon mit 8 Millimeter selbst Filme gedreht haben. Und dann ist dieses Geschäft dadurch explodiert, dass es die Möglichkeit gab, auf Kreditbasis Filmprojektoren zu erwerben. Und da war die Firma Photo Porst. Hannes Prost hat das als einer der ersten erkannt. Und dann haben die anderen natürlich alle nachgezogen. Dann gab es eine Mittelschicht, das waren die Leute, die sich auch mal einen Super-8-Filmprojektor kaufen wollten und dann auch Interesse hatten, ganz bestimmte Filme zu erwerben. Das waren die, die eigentlich zu den Fotohändlern gingen. Kreditkundschaft ging zu Photo Porst. Die Masse der Leute ging in die Kaufhäuser. Bei Karstadt, Kaufhof, alle großen – wir waren überall vertreten. Das war natürlich klar. Und auch Metro, denn Metro hatte das Image, was man in der Metro kaufte war günstig. Also das waren die Umsatztreiber.

Audiofassung des Interviews mit Herrn Busse.

Einzig bekannter Werbefilm für Super 8 Kopien der UFA-Büscher-Film.

Werbegeschenke für Händler und Endkunden, auch in direktem inhaltlichen Zusammenhang mit der veröffentlichung spezieller Filmtitel

Marketing

off2: Das heißt, Sie hatten natürlich die Vertriebsleute unter sich und hatten die Aufgabe zu überprüfen dass das alles richtig läuft. Sie haben sich auch Werbeinitiativen ausgedacht und organisiert. Was waren noch Ihre Aufgaben?

WB: Meine Hauptaufgabe war es, Marketingstrategien zu entwickeln und weiter voran zu treiben. Und um mich zu finanzieren hatte ich auch die Aufgabe, die Mitarbeiter als Vertriebsleiter unter mich zu bringen. Ich konnte so den Umsatz ermitteln und wurde dadurch auch anteilig daran beteiligt. Denn nur von Ideen… Ich hatte auch außerdem die Aufgabe, Texte für Kataloge zu schreiben. Die sind teilweise primitiv formuliert, muss ich dazu sagen. Heute weiß ich – ich schreibe ja selbst Bücher – dass man das hätte anders machen können. Aber für die Kundschaft, die wir hatten, da waren die alle glücklich. Also so Ideen. Was bringt man eigentlich den Leuten (Handelskunden) mal mit, wie diese Filmklappen oder der Regie-Sessel. Ich glaube, die erste Charge war 250 Stück. Jeder Mitarbeiter wollte natürlich auch erstmal einen Regie-Sessel. Auf den Messen, z.B. der Photokina, wurden dann die Tische mit diesen Regiesessel bestuhlt. Und wir haben die dann guten Kunden gegeben. Nicht die Endkunden, sondern die Händler. Für die Endkunden haben wir dann Karten gemacht. Im Sommer konnte man ein Gummiboot gewinnen zum Rudern, dann konnte man einen Regie-Sessel gewinnen. Irgendetwas konnte man immer gewinnen. Da kamen dann 1000 Karten an und die wurden dann ausgewertet. Und dann wurde auch irgendeiner ausgewählt, und der bekam das dann.

off2: Diese Postkarten mit dem Regie-Sessel drauf, die sind ja in jeder zweiten Packung drin gewesen.

WB: Na ja, in jeder Packung waren die drin. Und die wurden auch teilweise schon aus der Verpackung rausgenommen, obwohl der Film noch gar nicht verkauft war.

off2: In einem Telefonat haben Sie mir erzählt, dass Herr Büscher und Sie auch ein Fachgeschäft in München eröffnet hatten…

WB: Nein, wir hatten ein Fachgeschäft in Essen eröffnet mit dem Namen „Hollywood“. Der gehörte Herrn Büscher alleine, er hat ihn auch alleine finanziert. Er lief nicht, glaube ich, unter seinem Namen, sondern unter dem Namen seiner Frau. Sie dürfen das ruhig wissen. Heute kann man das auch sagen, da ist keine Regressverpflichtung mehr angedacht. Und „Hollywood“ ist dann mitten in der Stadt, und zwar in der Altstadt von Essen, eröffnet worden. Er ist dann später weiterverkauft worden an jemand anderen. Aber so richtig erfolgreich war er nie.

off2: Wann und wie lange war der offen?

WB: Vier, fünf Jahre. Wir hatten die Altstadt gewählt, weil wir dachten, da ist die größte Kundenfrequenz. Da laufen alle Leute durch, die gingen von da aus in alle Richtungen. Und deswegen ist das der ideale Standpunkt. Und Hans Kompernaß von HAKO Foto durfte das nicht wissen, weil er in Essen ein guter Umsatzmacher von uns war. Und wenn er das mitbekommen hätte, dann wäre er sauer gewesen, glaube ich. Deswegen haben wir das relativ geheim gehalten. Aber das sind so die Tricks, die man anwendet. Gibt es übrigens bei allen Firmen so. Aber die Grundidee war nicht die verkehrteste, dass man damit Erfahrungswerte sammeln konnte.

Ich war auch ab und an zu Gast bei Photo Porst in Recklinghausen. Da habe ich mich mit dem Inhaber besprochen und habe mich in den Laden gestellt – und dann auch mit den Kunden gesprochen. Aber nicht so aufdringlich wie das Vertreter machen, sondern einfach nur so: „Oh, haben Sie den und den schon gekauft? Haben Sie den schon gesehen?“. „Ne, den hab ich noch nicht gesehen. Gibt es den schon?“ Solche Gespräche hat man einfach geführt. Und so hab ich mir meine Notizen gemacht. Aber das ist ja immer nur so ein kleiner Ausschnitt, den man sieht. Aber wenn man gescheit‘ Marketing machen will, dann muss man wissen, was der Kunde möchte.

off2: „Feldforschung“ im Marketingbereich.

WB: Heute ist das relativ einfach, aber früher waren das eben solche Methoden. Etwas anderes gab es ja nicht. Dann habe ich eine Versandfirma gegründet, TurboFilm. Mit Genehmigung von Herrn Büscher, natürlich. Privat, an meine Privatadresse, in der ich dann alle Firmen (Piccolo, Ufa, Marketing, etc.) in eine Tüte getan habe. Der Hintergrund war aber nicht, Riesenumsätze zu machen. Der Hintergrund war, um Erfahrungen zu sammeln: wieviele Filme bestellen die von Piccolo, von Marketing, und wieviele von der Ufa.

Filmgenre und Lizenzen

WB: Und wie sehen die Genres aus? Und daraus habe ich mir dann, so als kleiner Mann, eine Statistik erarbeitet. Um zu sehen, wo geht der Trend hin. Weil irgendwann ging mal der Trend zu erotischen Filmen. Keine Pornos, das wurde uns von Herrn Mohn verboten. Wir haben aber trotzdem weitergemacht. Die liefen nämlich gut.

off2: Softerotik…

WB: Softerotik war das. Das wollte Bertelsmann auf keinen Fall. Das waren auch nicht so sehr viele. Aber es waren ja auch Schauspieler wie Karl Dall dabei, die haben ja in diesen Film mitgespielt. Man sah in den Filmen nichts, mal eine Brust oder so. Das war was ganz Harmloses, aber die liefen besonders gut. „In der Lederhose wird gejodelt“ oder „Sechs Schwedinnen in Oberbayern“ oder wie die ganze Titel hießen. Aber die waren von der Umsatzgröße nicht schlecht, muss ich dazu sagen. Gut liefen auch diese Bruce Lee Filme, die wir am Anfang heraus gebracht hatten. Aber das war Herrn Büschers Idee. Er hatte sich das wohl von Herrn Klein damals abgeguckt und gesagt „Mensch, der hat ein Kino in Köln, da laufen immer diese Karatefilme. Lass‘ uns doch mal versuchen, die zu bekommen“. Und daraus haben sich ja dann später auch die ganzen Rechte für die Filme mit Jackie Chan ergeben. Wir sind dann nach Hongkong geflogen und haben dann diese Jackie Chan Titel gekauft. Am Anfang waren die noch bezahlbar, heute nicht mehr. Heute ist das eine ganz andere Welt geworden. Aber die Karate-Filme liefen auch ganz gut. Und Horror und so ein Gedöns lief auch gut. Das war eben so. Die Kinderfilme liefen auch gut. Weil es ist ja klar, wenn Eltern zu Hause ihren Bekannten Filme zeigen, dann haben die ja in der Regel auch Kinder. Und die möchten ja auch mal was sehen. Piccolo war ja da auch ganz gut, die brachten ja eigentlich die besseren Titel. Aber wir hatten von Schweinchen Wilbur bis Biene Maja über Bugs Bunny…

off2: Warner Brothers Cartoons…

WB: Da haben wir dann die Rechte erworben. Biene Maja war ja eine japanische Produktion.

off2: Sindbad, Wickie. Wie war das denn da mit den Lizenzen?

WB: Da wurden Lizenzvereinbarungen getroffen und die wurden dann über die Ufa ATB in Düsseldorf abgerechnet.

off2: Haben Sie mitbekommen, wie das lief? War das dann ein fester Prozentsatz an den Einnahmen oder war es ein Garantiebetrag am Anfang und dann ein Prozentsatz an den Kopien?

WB: Es war in der Regel ein Prozentsatz.

off2: Wie war denn so in etwa der jährliche Umsatz bei der UFA?

WB: 20 Millionen, ungefähr.

off2: 20 Millionen. In der Hoch-Zeit?

WB: Ja, das ging tendenziell immer weiter nach oben. Aber ich würde jetzt mal so einen Mittelwert nehmen, 20 Millionen. Wir hatten auch da Jahre, in denen war das mehr. Das hing immer von den Titeln ab. Der Fairness halber dazu sagen: wir hatten ja nicht den größten Fundus an Top-Titeln, das muss man einfach mal dazu sagen. Wir hatten eine gute Marketingabteilung und gute Handelsvertreter. Die wollten natürlich auch Geld verdienen. Die bekamen 3 % vom Umsatz und mussten davon leben. Da kann man sich ja vorstellen, wie viel ein Vertreter in einem Verkaufsgebiet – meinetwegen Baden Württemberg – verkaufen muss. Beispielsweise Mannheim, eine Großstadt. Dann Ludwigshafen auf der anderen Seite. Wenn man beiden miteinander vergleicht – damals habe ich das gemacht – da war der Umsatz in Ludwigshafen besser als der in Mannheim. Weil in Ludwigshafen eine größere Schicht der Personen war, die dafür in Frage kamen. Ist erstaunlich. Wobei die Einkommenssituation in Mannheim ja um ein Vielfaches besser und höher ist als in Ludwigshafen. Ich dachte an die Einwohnerzahl, die ist in Mannheim eine ganz andere Größenordnung, und da müssen wir eigentlich riesen Umsätze machen. Aber nein. Das sind eben so Fälle. Bei der Umsatzgröße lag Ludwigshafen vorne. Unerklärlich, aber erklärlich schon, weil da die Schicht der Menschen eine andere war.

Die Entscheidung für Filmtitel

off2: Also die initiative Grundlage für die Veröffentlichung von Titeln auf Super 8 war ja eigentlich das UFA Filmarchiv…

WB: Richtig.

off2: Wer wählt denn eigentlich die Titel aus, die auf Super 8 herausgebracht wurden?

WB: Herr Büscher. Also das war so am Anfang. Hinterher wurde das natürlich durch zwei Leute mit beeinflusst. Ich hatte ihn ja gerade was von der Statistik gesagt. Also wurde besprochen, man sollten lieber in diesem oder jenem Genre etwas herausbringen. Schwarz-Weiß-Filme sollten wir besser ganz weglassen. Da waren wir dann unterschiedlicher Meinung. Alles, was schwarz-weiß war, ging nicht so gut, denn die Leute wollten Farbe. Am Anfang hat man so auf den Stock (Ufa-Archiv) zurückgegriffen. Den kann man ja verwerten. Aber das sind ja Filme gewesen, die teilweise im Nationalsozialismus gedreht worden sind. Und wir hatten, wissen sie, wir hatten damals keine Berührungsängste mit so etwas. Wenn man „Stukas“ oder solche Filme rausgebracht hat, da hatte ich nicht das Gefühl, das hat mit Nationalsozialismus zu tun. Das man die extremen Filme wie „Jud Süß“ und ähnliches, dass man so etwas nicht brachte, war klar. Das wurde auch nicht genehmigt. Der Hauptbestandteil aller Filmrechte au diesem Bereich ist in die Murnau Stiftung gegangen.

off2: Es wurden neben UFA-Veröffentlichen natürlich auch von anderen Produktionsfirmen Filme bei der UFA auf Super 8 veröffentlicht, zum Beispiel von Constantin Film.

WB: Die wurden zugekauft.

Lizenzen für Ken Films

off2: Und dann hatten Sie auch noch ein Lizenzvereinbarung mit einem amerikanischen Super-8-Anbieter, Ken Films. Da haben Sie ja dann die Filme direkt übernommen.

WB: Ja, richtig.

off2: Wie war denn da der Ablauf? Also wie sind Sie da überhaupt an die Lizenzen gekommen?

WB: Über Eugene Willis. Ich war mit Herrn Büscher auch sehr oft in Amerika. Wir haben da am American Film Market geguckt, was man noch für Rechte kaufen konnte. Wir haben die Titel der Ufa empfohlen. Das war eine anstrengende Arbeit. Ich habe das aber sehr gerne gemacht, hat mir Freude gemacht. Wir hatten einen Repräsentanten in Amerika, der war eigentlich von Bertelsmann eingesetzt worden, auch über die Ariola. Der war ein Schweizer Schriftsteller, Eugene Willis. Der hat auch Bücher geschrieben, war aber permanent in Hollywood tätig, war Member of the Academy. Das heißt er war Mitglied der Entscheidung, welche Filme kriegen einen Oscar. Der hat die Kontakte hergestellt. Ja, der kannte sich ja in Amerika schon aus und lebte ja schon da. Obwohl er Schweizer war, lebte er ja schon ewig da. Wir haben dann angefragt, und er setzte mit denen in Verbindung. Die hatten ja überhaupt keine Idee von der Wertigkeit, dem Umsatz. Die haben dann gesagt „Ja gut, wir machen keinen Festbetrag. Wir machen 10 % vom Umsatz. Stell‘ einen Vertrag zusammen.“ – und so ist das dann gelaufen. Mit Rechten nicht weltweit, sondern nur in der Sprache Deutsch. „Das kostet ja alles Geld, da muss ja synchronisiert werden. Und alle diese Kosten… da wollen wir nichts mit zu tun haben. Wir wollen zum Schluss vom Umsatz X die Summe Y haben.“ So ist das gelaufen. Das waren aber auch dadurch möglich, dass Herr Büscher natürlich auf einmal einen Namen in der Branche hatte.

Es gab ja Unterschiede. Ein Herr Menz, der kam aus einer alte Filmfirma. Die hatten ihre Kontakte mit allen Lizenzgebern über die Filmgeschichte. Für die war das einfach mit jemand zu sprechen. Die Piccolo hatte Herrn Czaika. Der war vielleicht das Enfant terrible der Firma, so würde ich den heute bezeichnen. Sage ich einfach mal. Der hatte aber über Bavaria und so auch sehr viele Kontakte. Aber einen Herrn Büscher, der irgendwann mal Filme in Dosen produziert hatte, den kannte keiner. Aber die UFA! Er hat sich nie als Teilhaber ausgegeben, sondern er hat dann auch im Namen der Ufa gesprochen. Das durfte er ja auch. War ja auch so, er war ja Mitglied dieser Geschichte. Und dadurch ist es dann leichter gefallen. Und als sie dann spitz bekamen „Ach, Bertelsmann hängt dahinter“ – alleine der Name Ufa, das hat ja jeder sofort gewusst. Das ATB ist ja irgendwann mal weggelassen worden. Wir wissen ja nicht, warum. Aber ich weiß wahrscheinlich warum. Weil die Ufa, so wie sie bestanden hat, in Düsseldorf aufgelöst worden ist. Die Überaufsicht über die ATB, die Atelier, Ton und Bild, hatte die Ariola. Und irgendwie konnten die sich nicht mehr damit identifizieren. Dadurch ist das ATB weggelassen worden. Deswegen hieß es dann nur noch UFA. Ich kann mir vorstellen, dass die Ariola, die dann schon weltweit im Musikgeschäft unterwegs war, das Super 8 Geschäft und später das Video Geschäft so als, ich sage mal, als Schmuddelecke angesehen hatte. Vielleicht deswegen, ich könnte mir das vorstellen. Ich kann aber nicht konkret sagen, dass es so war.

Stückzahlen

off2: Wenn jetzt dann quasi so eine Entscheidung getroffen wurde, ein Film zu veröffentlichen auf Super 8, wie hoch waren denn da die ersten Auflagen? Gab es eine Standard-Stückzahl?

WB: Also mindestens 1000, das war der Standard. Und bei den besseren Titel 2500. Das waren so die Größenordnungen.

off2: Es ist ja auch so, dass die Ufa Filme von 17 Minuten Fassungen rausgebracht hat…

WB: Waren in der Regel nur „Trailer“.

off2: … bis zu einer kleinen Anzahl an Titel mit vier Akten. Das heißt, die gingen dann über eine Stunde und haben 600 DM Mark gekostet. Ich finde das eine mutige Entscheidung zu sagen: „Wir verkaufen nun einen Film in vier Akten, der dann den Endkunden 600 DM kosten wird“. Hat das dann auch der Herr Büscher entschieden?

WB: Das haben wir schon gemeinsam besprochen. Weil wir gedacht haben: wenn ein Kunde bereit ist, 1000 DM für ein Projektor zu bezahlen, dann ist er auch garantiert bereit, bis zu 1000 DM für Filme zu bezahlen. Das war der Grundgedanke. Wir waren ja einfach Jungs. Das hat aber nicht immer funktioniert. Die Vierteiler sind nicht so gut gelaufen, das muss man da ganz klar sagen. Wir haben ja später sogar versucht, einen kompletten Film herauszubringen. Das war der größte Flop.

Flops & Tops

off2: 2001 – Odyssee im Weltraum

WB: 2001 war ein absoluter Flop im Verkauf. Es gab Leute, die den haben wollten, aber es war auch klar, dass das nicht bezahlbar ist. Wir haben uns ja auch immer an den Mitbewerbern angelehnt. Wir hatten eigentlich alle die gleichen Preisgruppen. Wir haben uns natürlich gegenseitig beobachtet und dann hat man überlegt, was man übernehmen kann.

off2: Nur beobachtet oder auch mal drüber gesprochen?

WB: Herr Büscher hatte wenig Kontakte zu den anderen. Also die haben alle mal miteinander gesprochen, klar.

off2: Auf Messen hat man sich ja getroffen, denke ich.

WB: Ja, logisch. Aber die eigenen Strategie, die jede Firma entwickelt hat, die wurde nicht besprochen. Das waren keine Absprachen, muss ich einfach dazu sagen. Da wäre Herr Menz auch nicht der richtige Partner gewesen. Dafür war er zu sehr Kaufmann und hat seinen eigenen Dreh gemacht. Was ich in Ordnung finde. Bei Herrn Czaika hätte man vielleicht das eine oder andere erreichen können. Aber das hätte ja nichts genützt, wenn die anderen nicht mitgezogen wären.

off2: Gibt es einen Filmtitel, an den Sie sich erinnern können, der bei der UFA auf Super 8 ganz besonders gut gelaufen ist?

WB: Ja, „Die Wildgänse kommen“ ist gut gelaufen.

off2: Die Wildgänse – Vierteiler!

WB: Der ist im Verhältnis – zu was wir vorhin gesagt, sehr gut gelaufen. Und deswegen haben wir dann auch anschließend noch „Die Seewölfe kommen“ gemacht.

off2: Ich hätte jetzt eigentlich prognostiziert, dass „Das Imperium schlägt zurück“ am besten gelaufen ist…

WB: Nein, glaube ich nicht. Also ich müsste mir jetzt ganz stark irren. Denn das hängt ja auch mit dem Veröffentlichungszeitraum zusammen. Als der Trend schon Richtung VHS ging, wurde es schwierig. Wir haben den Trend ein bisschen verschlafen. Weil wir immer noch der Meinung waren: Kino! Und Kino heißt: Rattern des Projektors. Heißt: verdunkeln. Und heißt nicht, in einen Fernsehapparat irgendeine Kiste zu schieben. Das war lange meine Meinung. Aber Sie können natürlich an so einem Trend nicht vorbei. Wir haben ja dann teilweise auf Super 8 und schon auf VHS produziert. Video wäre auch gar nicht entstanden, wenn es vorher nicht Super 8 gegeben hätte. Ja klar. Man hat festgestellt, es ist ein Markt, der Super 8 Markt. Und der hat eine entsprechende Größenordnung. Die sind überall vertreten, in Kaufhäusern, bei den Händlern. Zu Beginn vor allem Fotohändler. Deswegen ist Herr Büscher ja überhaupt auf die Idee gekommen. Ja, was ich heute bedaure, ist, dass der Rest aller Bestände am Lager dann irgendwann vernichtet worden ist. Der Grundgedanke war der – da war ich auch der Meinung – man dürfe jetzt nicht die Filme zum Billigpreis auf den Markt schieben. Dann täten wir alle den Leuten weh, die damit bisher gutes Geld verdient haben. Und jetzt auf einmal hieße es: „Guck mal, jetzt kosten die Filme nur noch 19,90DM!“. Das wollten wir nicht – dann lieber vernichten. Da die Umsatzgröße entsprechend war, war es auch möglich, das dann so zu machen. Trotz des Verlustes.

Technik

off2: Also ich gehe jetzt mal über zu den technischen Abläufen aus der Super-8-Zeit. Warum hat sich denn die UFA eigentlich dazu entschlossen, speziell 120 Meter als Spulengröße zu normieren?

WB: Einmal, weil die Konkurrenz das auch hatte. Zum anderen spielte die Qualität der ersten Tonfilm-Projektoren eine Rolle. Es war auch eine Preisfrage. Aber es gab eben viele Projektoren, die hätten zum Beispiel 150 Meter Spule nicht aufnehmen können. Und so war der Grundgedanke, der, was überall passt.
Und da kamen dann 120 Meter aus. Haben die anderen übrigens auch so gemacht. Das war aber der Hauptgrund. Welche Geräte es am Markt gibt.

off2: Es ging also um Kompatibilität.

WB: Genau. Natürlich gab es auch Projektoren, in die konnte man eine 150 oder 180 Meter Spule auflegen. Aber so kam das mit den 120 Metern zustande.

off2: Und wenn jetzt so ein Film produziert wurde, wie lief denn da die Qualitätskontrolle ab?

WB: Die lief ab in Düsseldorf. Dort war extra ein Techniker, der war nur damit beschäftigt, die Dinge zu überprüfen und dann den Auftrag freizugeben. Für uns war es dann nur die Entscheidung, wieviele Kopien wir für die Erstauflage benötigen. In der Regel haben wir die Filme ja auch schon verkauft, obwohl sie noch gar nicht da waren. Das heißt wir haben schon eine Hülle gemacht, ein Prospekt und einen Katalog. Und haben dann schon vorverkauft. Und konnten so dann ungefähr hochrechnen, wo kommen wir hin. So war der Grundgedanke. Also quasi eine Abfrage vorher machen.

off2: Und wer hat die Cover gestaltet?

WB: Wir hatten einmal die Firma Media 2, das war der Dirk Osterhaus, der saß in Dortmund. Das war eine Firma, die für uns gearbeitet hat, und die haben dann die Cover und so entworfen. Es gab noch eine zweite Firma, da komme ich jetzt aber nicht auf den Namen. Also das wurde nicht im eigenen Haus gemacht.

Preise, Zielgruppe & Diebstähle

off2: Wir haben ja vorhin darüber gesprochen, dass Super 8 Filme häufig von Bevölkerungsgruppen gekauft wurden, die finanziell gar kein so starkes Standing hatten.

WB: Die mehr aus der Arbeiterschaft oder aus solchen Schichten stammten. Man soll ja nicht Mittelschicht und Unterschicht sagen, das klingt ja negativ.

off2: Genau. Aber es ist schon ein sehr exklusives Produkt gewesen, mit 150 Mark für 17 Minuten Film. Ich glaube, das Durchschnittseinkommen in den 1970er Jahren lag bei etwa 2.200 Mark. Das war der Mittelbereich. Wie konnten die sich – Ihrer Meinung nach – so etwas finanziell leisten?

WB: Bei der Firma Photo Porst über Kredit, das war ganz klar. Die haben zuerst einen Projektor auf Kredit gekauft, dann den ersten Film. Die haben das dann jeden Monat abgestottert. Und sobald der Film bezahlt haben sie wieder einen neuen Film gekauft. Wieder auf Kredit. Und das war der große Erfolg von Photo Porst. In den anderen Geschäften, wie in den Kaufhäusern und so, da war das Laufkundschaft. Da kann man vielleicht auch die Schicht schlecht einschätzen. Es wurde auch viel gestohlen. Das muss man einfach der Fairness halber sagen. Wir haben deswegen selbst eigene Ständer entwickelt. Den Läden haben wir angeboten: „Wir stellen Euch diese Ständer zur Verfügung. Seid so lieb und nehmt die Filme raus, die sind eingeschweißt, und stellt nur die Box rein.“ Dann wurden selbst die Boxen geklaut! Wir hatten einen Riesenbedarf an Nachlieferung von Boxen! Kaufhof zum Beispiel hat die Rollen dann rausgenommen. Wir lieferten dann auch noch extra einen Schrank zum abschließen. Da konnten man dann die Rollen reinlegen. Jetzt will ich nicht sagen, dass das unbedingt so Freaks waren. Das war einfach Diebstahl. Das waren bestimmt nicht Leute, die sich irgendwie einen Projektor zu Hause hingestellt haben um dann anschließend Filme zu klauen. Glaube ich nicht. Weiß man nicht. Aber es war relativ viel am Anfang.

off2: Würden Sie sagen, dass die Super 8 Filme damals eher Alltagsgegenstände, Fanobjekte oder Statussymbole waren?

WB: Es waren für die Schicht Statussymbole.

Bilder von UFA-Büscherfilm-Messeständen (Präsentation von Videokassetten)

Von Super 8 zur Videokassette

off2: Anfang der 1980er hat sich ja dann Super 8 als Medium langsam vom Markt verabschiedet, weil es nicht mehr so gut, ging. Wie hat sich das dann speziell bei der Ufa Büscher Film gezeigt?

WB: Ja, wir haben gemerkt, dass immer mehr Leute den Schritt zu Video gegangen sind. Mein Grundgedanke war der, dass so viele Leute noch nicht die entsprechend exklusiven Fernseher hatten, oder die Videorekorder. Das würde länger dauern, bis die gekauft werden. Dann gab es die drei unterschiedlichen Formate: Betamax, VHS, Video 2000. Da müssen die Leute sich entscheiden, also dauert das noch länger. Das war der Grundgedanke. Deswegen war auch ich der Meinung, dass wir ruhig noch ein bisschen länger Super 8 produzieren können. Aber es ging schneller als man dachte. Wir hatten ja die gleiche Situation später wieder, als die VHS Kassette von der DVD abgelöst wurde. Das ging noch viel schneller.

off2: Es gab ja dann am Ende tatsächlich noch so ein/zwei Super 8 Titel, die dann sogar noch ohne Umverpackung herausgekommen sind.

WB: Ja, da war die Produktion schon angeleiert. Man hatte schon alles vorbereitet, aber wir hatten noch nicht einmal eine Verpackung. Und dann wurde auch letztendlich von Seiten der Ufa gemotzt „Was macht Ihr da?“. Und dann hat Herr Lutz wahrscheinlich gesagt: „Jetzt ist gut, hört mal auf mit eurem Quatsch“. So wird das gekommen sein, nehme ich mal an!

off2: Vermutlich. Ufa Büscher Film hat ja dann tatsächlich auf Video „umgeschaltet.“ Da gibt es ja entsprechend auch Videokassetten mit dem UFA Label. Wie ging es da dann weiter mit dem Thema Video?

WB: Ja, wir haben dann die Rechte, die wir hatten, zum Teil auch auf Video – unter dem Label „Ufa“ – herausbringen können. Die Produktion, die Verpackung und der Versand lief nach wie vor über Ufa ATB. Und so ist der Einstieg in VHS gewesen. Da es in der Regel auch die gleichen Kundenschichten waren – Kaufhäuser und so weiter – konnten wir auch den größten Teil des Vertreterstabes dafür einsetzen. Es war eigentlich ein fließender Übergang. So kann ich das einfach nur bezeichnen.

off2: Und wie lang war dann Herr Büscher noch in dem Video Geschäft mit drin?.

WB: Ich glaube bis 1984/85. Wir sind dann umgezogen, von der Kofeldhöhe – das war sein Privathaus, in die Frankenstraße nach Essen. Da war das Büro, mit zwei Sekretärinnen. Herr Lutz hatte ein Zimmer. Vorher hing dahinter das UFA Label. Und das wurde dann abgenommen, und dann stand dahinter das Ascot Label.

off2: So einfach war das.

WB: So einfach war das. Er (Herr Büscher) ist dann ausgestiegen. Er durfte ja nichts mehr machen. Herr Lutz hatte ein kleines Zimmerchen, kam ab und zu mal vorbei. Er war am Anfang der Geschäftsführer der Ascot, und ich war nach wie vor der Vertriebsleiter. Dann ist Herr Lutz als Geschäftsführer auch ausgestiegen. Herr Büscher hat dann seine Anteile an die Starlight verkauft. Dann gehörte für einen Zeitraum X die Ascot Video – so hieß sie ja – der Starlight. Und man hat mich als Geschäftsführer eingetragen.

off2: Dann wurde es aufgekauft von Splendid.

WB: Dann ging die Ascot an die Splendid. Und dort bin ich dann von Anfang an auch Geschäftsführer geblieben. Also von Ascot. Splendid hatte unterschiedliche Firmen, wie Warner. Die gehörten dazu. Das waren alles selbstständige Firmen, die aber zu der Aktiengesellschaft Splendid Group gehörten. So war der Grundgedanke. Ich war bis zum Schluss Geschäftsführer, und mein Privathaus in Essen war auch die Firmenanschrift.

off2: Bis wann waren Sie dann Geschäftsführer bei Ascot?

WB: Bis 2000 war ich Geschäftsführer. Dann habe ich meine Geschäftsführeramt niedergelegt. Dann bin ich noch mal zur Uni gegangen und habe noch mal Verschiedenes studiert. Habe noch ein paar Bachelor gemacht, ein paar Master…

off2: Ein paar Bachelor…. Ein paar Master…

WB: Ein Master in Geschichte, den Bachelor habe ich gemacht in Geschichte, Philosophie und in Filmwissenschaften. An der Uni habe ich mich weiter ein bisschen rumgetrieben, war eben Privatier, wenn man so will. Ich hab dann angefangen, Bücher zu schreiben und habe mich dann in der Bürgerschaft in meinem Geburtsort engagiert.

off2: Sie haben ja den Bachelor in Filmwissenschaften gemacht. Wie sehen Sie denn dann, aus der heutigen Perspektive als Filmwissenschaftler, die Rolle, die die Filmkopie auf Super 8 gespielt hat?

WB: Sie hat diese Idee des Kinos weitergeführt und hat ein Zwischenstadium geschaffen. Also die Super 8 Idee ist entstanden aus dem eigenen Film mit der 8 Millimeter Kamera. Ja, dass man etwas selbst produziert – und auch selbst dann zu Hause reproduziert, nämlich an die Wand. Solche Filme.

off2: Herr Busse, vielen Dank für das interessante Gespräch.

WB: Bitte schön, Herr Schmidt.

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