Super 8

EIN BESUCH BEI INTER-PATHÉ-FILM IN FRANKFURT

Ein Gespräch mit einem Filmliebhaber

Archiv Teubig

Aus „Die Leinwand“ – Ausgabe 1/1984

Inter-Pathé-Film

Es gibt sie noch, die „Oasen“ für Super-8-Filmsammler; Ladengeschäfte, in denen man nach Herzenslust in Kopien wühlen darf und so manche Rarität zum Sonderpreis nach hause tragen kann. Die Firma INTER-PATHÉ-FILM in der Frankfurter Bolongarostrasse 141, ist eine solche Sammler-Oase. LEINWAND-Chefredakteur Michael Teubig hat die INTER_PATHÉ-FILM in Frankfurt besucht und so manches Wissenswerte von Firmeninhaber Ing. Paul Schmidt über das Unternehmen erfahren. Hier sein Bericht:

Schon der Eingang des Geschäftes in der Bolongarostrasse läßt das Herz jedes Filmsammlers höher schlagen. Sonderangebote von Super-8-Filmen aller Längen in schwarz-weiss, stumm, mit Ton und in Farbe, werden in augenfälligen Verkaufskörben angeboten. Gebrauchte Kameras, Projektoren und allerlei Film- und Fotozubehör bis hin zu funktionsfähigen Antiquitäten wie Grammophonen, Volksempfängern usw. runden die Ladenfront ab.

Natürlich hat auch das Medium Video in die Geschäftsräume Einzug gehalten, das geübte Auge erkennt aber auch sofort die Regale mit Super-8-Filmen aller Programmsparten. Reisefilme, Cartoons, Spielfilme, Dokumentation~n, Musikfilme, MGM-Klassiker, Wochenschauen und vieles mehr gibt es da zu entdecken. In weiteren Lageräumen die über das ganze Haus verteilt sind, finden sich noch jede Menge neuer Kopien, vornehmlich 120m-Fassungen aus dem 20th Century-Fox-Programm und etliche Streifen des amerikanischen Filmherstellers Ken-Films. Besonders Slapstick-Freunde können hier wahre Edelsteine aus den Tagen als die Bilder laufen lernten, entdecken. Firmeninhaber Ing. Paul Schmidt erzählte mir, wie es zu diesem gigantischen Programmangebot kam:

„Wir begannen mit dem Heimkino Geschäft im Jahre 1964, als wir die Vertretung der Firma Atlas Film in New York übernahmen. Diese Firma Atlas Film hat aber nichts mit der in Deutschland bekannten Firma gleichen Namens zu tun.
Damals gab es noch das Normal-8-Format und wir importierten die Kopien aus Amerika. Da waren Western, Slapstick und vor allem Chaplin Streifen im Programm. Wenig später übernahm ich die Deutschland Vertretung der Pathé-Film aus Frankreich. Pathé-Film war eine Tochterfirma der Film-Office, die wiederum von der Globus Film in München vertrieben wurde. So teilten wir uns den Markt. Globus Film verkaufte das Film-Office Programm und wir werten das Parteiprogramm aus. So entstand auch der Firmenname Inter-Pathé-Film. Wir hatten damals Streifen mit Brigitte Bardot im Programm, führten eine Menge Slapstick Filme der Pathé und mit dem Aufkommen des Super-8-Formates ging das Geschäft dann erst richtig los.“

Ich entnehme daraus, daß Sie selbst ein leidenschaftlicher Film-Fan sind?

„Oh ja! Ich interessierte mich vor allem für die Filme aus den ersten Jahren der Film Geschichte. So wurde natürlich auch mein Hobby irgendwie zum Beruf. Heute haben wir fast 30 Mitarbeiter bei uns beschäftigt. Die Programmbreite ist ganz einfach über die Jahre gewachsen. Wir versuchten Programmlücken zu füllen. Das dokumentiert sich zum Beispiel bei den Eisenbahnfilmen und Wochenschauen. Auch zeitgeschichtliche Filme über die Hitler-Ära finden immer wieder ihr Publikum.“

Werden Sie Ihr Super-8-Programm in diesem Umfang weiterführen oder zugunsten von Video abbauen?

„Zu Gunsten von Video kann man nicht sagen. Natürlich machen wir unser Hauptgeschäft heute mit Video. Ich bin aber der Meinung, dass ich nach der eintretenden Beruhigung das Super-8-Geschäftes auch irgendwann wieder eine Belebung einstellt. Wir können unsere Filme ja nicht mit Gewalt verkaufen und so muss eben die Zeit für uns arbeiten. Glücklicherweise habe ich ja den Vorteil, im eigenen Hause Schwarz-Weiß-Kopien in Super-8 herstellen zu können. Unsere Kopiereranlage im Tiefgeschoss hat sich über die Jahre sehr bewährt. Wir können so von unseren Negativen auch Kleinstauflagen von 20 oder 50 Kopien herstellen. So bleibt das Lagerrisiko klein und die Lieferfähigkeit voll erhalten. Das ist natürlich auch am Preis zu bemerken denn ich muß ja nicht von einem großen Kopierwerk gleich 500 oder 1000 Kopien abnehmen. Bei Farbe sieht das natürlich etwas anders aus. Die meisten Titel stammen jedoch aus den USA und sind dort sicher auch noch nachzubekommen. Wie Sie sehen, hat unser Lager aber auch noch für einige Jahre im Voraus Filme zu bieten…“

Planen Sie denn auch einmal Neuveröffentlichungen auf Super-8?

„Daran ist im Moment nicht zu denken. Wenn wir das aber einmal machen werden, würde ich meinen, wir sollten es dann nur mit Super-8-Filmen in voller Länge probieren. Die Erfahrung hat gezeigt, dass das Publikum daran interessiert ist wenn der Preis stimmt. So haben wir sehr gute Verkaufserfolge mit unseren Filmen „Filmen ohne Titel“, „Die Schlafwagenmörder“ und den Elvis-Presley-Filmen in deutscher Sprache gehabt. Sie gehen immer in kleinen Stückzahlen und wir sind stolz darauf, sie auch weiterhin lieferbar halten zu können. Inter-Pathé-Film wird die Super-8 Fans schon nicht so schnell im Stich lassen. Übrigens, da der Fotohandel ja am Super-8-Geschäft kaum noch Interesse zeigt, sind wir dazu übergegangen, unsere Filme auch direkt an Privatkunden zu verkaufen! So kann jeder Mann von uns direkt Filme bestellen. Der Super-8-Katalog gibt ja Auskunft über das vorhandene Programm. Natürlich freue ich mich aber auch über Besucher, die hier nach Frankfurt kommen und einkaufen wollen. Es gibt vieles was im Katalog nicht erfasst ist und wer mir seine Wünsche mitteilt, dem kann ich sagen wo er was in unserem Hause findet.“

Die INTER-PATHÉ-FILM verfügt noch über ein reichhaltiges Zubehörangebot wie Spulen, Weissblechdosen usw. Hin und wieder sind auch 16mm-Filme im Angebot. Hier sollte man sich mit seinen Wünschen telefonisch an Herrn Ing. Paul Schmidt wenden. Zahlreiche Cartoons (z.B. „Superman“) und Slapstick-Streifen mit Laurel & Hardy sind ständig in 16mm verfügbar.

INTER-PATHÉ-FILM in Frankfurt ist immer ein lohnendes Reiseziel für den engagierten Filmsammler. Verkehrsgünstig gelegen, läßt sich ein Besuch mit dem Auto oder Bahn als „Tages-Tour“ jederzeit realisieren.

Autor: Michael Teubig

„Die Leinwand“ Ausgabe 1/1984

Laden Sie hier die komplette Ausgabe, aus der dieser Artikel entnommen wurde, als PDF:

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