Super 8

Meine Kopie hat Rotstich!

Und nun?

Archiv Teubig

Aus „Die Leinwand“ – Ausgabe 3/1987

Scheck lass' nach!

Neulich ist es mir zum ersten mal passiert – eine böse Überraschung stand ins Haus, besser gesagt ins Heimkino: Beim Durchforsten meines umfangreichen Archives stieß ich auf einen Django-Westernfilm aus (sehr) frühen UFA-Tagen. Der Film stammte etwa aus dem Jahre 1975 wie das Nachblättern im Katalog aus jener Zeit verriet. Ich entnahm das gewiß seit 8 Jahren nicht mehr angesehene „Stück“ um es auf seinen Zustand zu überprüfen. Der Schreck war groß: die Kopie war deutlich „rot“ geworden; die Farben hatten begonnen sich zu „verabschieden“!

In meiner Filmkartei war der Streifen noch als „farblich“ sehr schön und auch als „rar“ eingestuft worden (UFA bracht eine zeitlang seine Filme in s/w und in Farbe – je nach Geldbeutel heraus). Auch in der Erinnerung war der Film durchaus in prächtigen Farben geblieben .. Doch nun hatte offenbar der Zahn der Zeit seinen Tribut gefordert.

Das Bild hatte einen deutlichen Rot-Knick und Farben wie blau, grün, oder auch das Himmel-weiß, waren unübersehbar ins Rötliche umgesprungen. Nun wissen wir alle, daß Filme „arbeiten“, das die Schicht „lebt“ und somit Veränderungen unterworfen ist. Allerdings – mir war bisher kein Fall zu Ohren gekommen in dem etwas Ähnliches passiert ist.

Das Filmmaterial selbst war immer noch plan, sauber gewickelt, die Magnetspur fühlte sich zwar hart aber nicht trocken an und schließlich war der Film auch vorschriftsmäßig in einer Weissblechdose gelagert. Doch Halt: Ich erinnerte mich – zu Beginn der S-8-Spielfilmära bekam man in den Kaufhäusern und Fotogeschäften fast ausschließlich Plastik-Klappschuber in verschiedenen Größen. Auch ich habe damals angefangen mir diese Dinger zu kaufen und auch schenken zu lassen. Das sah dann alles so schön nach „Archiv“ im Bücherschrank-Sinne aus. Später habe ich die Plastik-Archivkassetten weit unter Neupreis verkauft um sie loszuwerden bzw. gegen Weißblechdosen einzutauschen.

Vorsichtiges Nachrechnen ergab, das der UFA-Django etwa 2 1/2 Jahre in einer solchen Plastik-Box gelagert hatte. Zeit genug für den „Zahn der Zeit“ erste, aber noch nicht sichtbare Spuren zu hinterlassen. Zudem waren die Filme damals bei Wohnzimmertemperatur gelagert worden, also den Jahreszeiten mit Heizung, Sonne,Feuchtigkeit usw. ausgesetzt gewesen. Viel „Luft“ in den Plastik-Archivkassetten hatte also das Filmmaterial umweht.

Ob das allein nun die Ursache für die „Errötung“ der Kopie ist mag dahingestellt bleiben. Die UFA-Filme aus den 70er Jahren wurden teilweise bei GEYER in Hamburg und teilweise bei der BAVARIA in München gezogen. Leider ließ sich auch mit der Lupe nicht erkennen, welches Kopiermaterial (Kodak, Fuji, Orwo) verwendet wurde.

Eine rasche Kontrolle bei Filmen aus der gleichen Zeit ergab, das keine Rot-Verfärbungen stattgefunden haben. Allerdings konnte man bei den meisten Kopien eindeutig feststellen das es sich um Kodak-Material handelte.

Nicht so bei der genannten UFA-Kopie. Insofern soll dieser „Rot-Fall“ auch kein Angriff gegen die UFA sein (was heute sowieso zwecklos geworden ist), sondern ich möchte anhand dieses Beispiels die LEINWAND-Leser dazu ermahnen, regelmäßig ihre Kopien zu überprüfen. Wir kennen das Thema „rot“ bisher eigentlich nur bei 16mm-Farbkopien die als Verleih-Prints o.ä. im Einsatz waren und meist in sehr luftigen Akt-Kartons (wenn überhaupt) gelagert wurden. Wir S-8-Freunde kennen und schätzen die Vorteile der Weißblechdosen Lagerung.

Aber dennoch ist es passiert: Django ist „rot“ und wird wohl nimmermehr in alten Farben erstrahlen.

Ohne hier „Schwarzmalen“ zu wollen: aber vielleicht ist dieser Vorfall auch eine Warnung an uns alle! Filme leben eben nicht ewig und auch bei bester Lagerung ist irgendwann der Verfall-Prozeß in Gange gekommen. Die Zeiträume die man ansetzen muß sind gewiß schwer zu ermitteln. Ich gehe von einem Zeitraum von gut 25 Jahren aus; bei Django hat es leider nicht gestimmt!

Autor: Michael Teubig

„Die Leinwand“ Ausgabe 3/1987

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