Super 8

Klassische Komödien

RETRO

Archiv Teubig

Aus „Die Leinwand“ – Ausgabe 2/1985

``Lachen ist die beste Medizin``

lautet ein allgemein bekanntes Sprichwort -und- wo kann man herzhafter lachen oder schmunzeln als im Heimkino? So haben wir für unsere Leser in der Super-8-Retro-Reihe einmal eine große Auswahl von Komödien im „klassischen“ Sinne zusammengestellt ohne dabei den Anspruch auf Vollständigkeit zu erheben. Ausserdem haben wir „das Pferd von hinten aufgezäumt“ und lassen uns auf den Wogen der Heiterkeit chronologisch von den Klassikern bis in die Komödien-Neuzeit tragen.

Beginnen wir also mit der klassischsten, deutschen Filmkomödie überhaupt:

Die Feuerzangenbowle

Aus dem Rechtewirrwarr zwischen atlas-film und UFA entstanden gleich mehrere Versionen des Rühmann-Klassikers. Sowohl UFA als auch atlas veröffentlichten zunächst eine 2X120m-Fassung des Films, wobei die UFA-Fassung unerträglich schlecht in der technischen Qualität war. atlas kam dann mit einer 5-aktigen Version in voller Länge heraus,die schon sehr bald vergriffen war und heute zu den ab soluten Raritäten zählt. Jahre später, als die Rechte an UFA zurückfielen, kam auch dort eine Fassung in voller Länge, allerdings mit 6 Akten heraus. Wie das? Die 5-atlas Rollen waren randvoll gewesen und passten damit bequem in den atlas Norm-Schuber für Filme in voller Länge. UFA machte alle 6 Rollen nur mäßig „voll“ und konnte so einen sechsten und auch extra zu bezahlenden Akt herausschinden.
So verdient man Geld…

Dafür entschädigen die 6 Rollen den Filmfreund mit überaus guter Bild- und Tonqualität, die man allerdings auch am Alter des Films messen muß.

UFA, 6x110m s/w-Ton

Don Camillo und Peppone /Die große Schlacht des Don Camillo

Gino Cervi und Fernandel haben sich mit diesen beiden erzkomischen Filmen unsterblich gemacht. Von Piccolo-Film gibt es zu beiden Streifen je eine 360m-Fassung, die sehr gut geschnitten sind und sich auf die wortreichen Höhepunkte der Inhalte konzentrieren. Das ist Humor der nicht altert und den man sich in Abständen immer wieder zu Gemüte führen kann!

Piccolo, je 3x120m s/w-Ton

Der brave Soladat Schwejk

Jaroslav Hasek’s berühmter Roman wurde ja mehrmals verfilmt. Die deutsche Version mit Heinz Rühmann hatte Ende der 50er Jahre großen Erfolg im Kino. Leider ist die Super-8-Fassung ein bisschen nachlässig zusammengestellt worden und so richtig lachen kann man leider nur selten. Auch Rühmann ist (im Gegensatz zu Fritz Muliar i.d. Fernsehfassung) nicht schlitzohrig genug für die Rolle. Dennoch bleibt der Film ein schönes Archivstück für die Abteilung „Komödie“.

Piccolo,3 x 120m s/w-Ton

Das Wirtshaus im Spessart

Dieser vierteilige Film den es sowohl in schwarz-weiss als auch in einer Farbversion gab, ist schon seit langer Zeit vergriffen und zählt zu den besonderen Raritäten in der Super-8-Szene. Die romantische Moritat, frei nach Wilhelm Hauff mit Musik erzählt, schildert die heiteren Abenteuer einer Comtesse, die sich unter die Räuber begibt.

Da in unserem Archiv nur die s/w-Fassung zur Verfügung steht, können wir leider nichts über die Farbfassung berichten. Die s/w-Fassung ist sehr kontrastreich und schön kopiert, wobei auch der Ton höchstes Lob verdient. Ein zauberhafter Film, der ohne Zweifel zum Besten gehört, was jemals auf Super-8 erschienen ist.

UFA, 4x120m s/w/Farbe-Ton

Das Appartment

Jack Lemmon und Shirley McLaine präsentieren sich in dem. United Artists-Film in Hochform. Die dreiteilige Schnittfassung ist denn auch als sehr gelungen zu bezeichnen. Nur der Schluß verärgert den Filmfreund: Leider -und man fragt sich wieso-hat der Cutter das Happy-End am Ende weggelassen. Wlenigstens mit einer Szene hätte man noch zeigen können, das der arme Buddy Baxter seine Fran doch noch trotz aller Widrigkeiten „kriegt“ Ignoranz? Unwissen?
Wir werden es wohl nie mehr erfahren…

UFA, 3x110m s/w-Ton

Der wiederspenstige Zähmung

Immer wieder lachen wird man ohne Zweifel über zwei 120m-Fassungen von Komödien-Klassikern, die bei Piccolo lieferbar waren: DER WIDERSPENSTIGE ZÄHMUNG mit Elisabeth Taylor und Richard Burton und die herrliche Western-Parodie CAT BALLOU mit Jane Fonda und Lee Marvin in den Hauptrollen!

Jerry Lewis und seine Filme

Schon seit den guten, alten 40er Jahren begeistert Jerry Lewis seine Fans.Immerhin sind 7 seiner Filme (und es sind sogar 8 wenn man die 60m-Fassung von SCARED STIFF noch dazuzählt) auf Super-8 in verschiedenen Längen erschienen. Da wäre zunächst einmal der Lewis Klassiker HALLO PAGE ( 120m s/w-Ton-Foto-Quelle) in dem er kein einziges Wort spricht! Die brillant gekürzte Fassung dieses Streifens ist heute schon sehr rar und jedem empfohlen, der sie angeboten bekommt. Nicht minder rar und gut ist die Piccclo-120m s/w-Tonfassung von DER BÜROTROTTEL in dem Jerry die Paramount-Studios in Hollywood gründlich durcheinanderbringt und sogar auf die Bonanza-Crew trifft.

Der einzige Farbfilm mit Jerry Lewis kommt auch aus 6dem Hause Piccolo und heißt DREI AUF EINER COUCH,eine ebenfalls sehr gelungene 120m-Version des Columbia-Films,der mit anderen Szenen auch in englischer Sprache lieferbar war (Columbia-Classics). Unbedingt im Archiv sollte man auch den herrlich blöden Streifen DER FAMILIENTROTTEL haben, in dem Jerry eine sehr typische Variation auf das Aschenputtel-Thema (der Film hieß auch „Aschenblödel“) zelebriert. Von dem etwas abrupten Schluß der 120m-s/w-Ton-Rolle von Piccolo abgesehen, ist auch dieser Streifen empfehlenswert.

Gute 50 Minuten Jerry Lewis-Unterhaltung bescheren die drei von der UFA veröffentlichten Filme JERRY DER ASTRONAUTENSCHRECK, KEINER VERLÄSST DAS SCHIFF und DER REGIMENTSTROTTEL.

Die beiden letztgenannten Titel wurden von der UFA in jeweils 4x80m s/w-Ton-Fassungen herausgebracht. Was das sollte,ist bis heute unklar. Für die eigentlich überflüssigen Vor-und Nachspänne, Spulen und Verpackungen hätte man lieber gleich den Film um 40 Meter (also von 320 auf 360m) verlängern sollen. Hier sieht man, zu welchen unsinnigen Veröffentlichungen vermeintlich treffende Marketing-Strategien führen können. Die Qualität der Filme ist unterschiedlich.

Der Regimentstrottel mußte beispielsweise zweimal komplett ungetauscht werden, ehe befriedigend scharfe und gleichmäßig kopierte Rollen den Film zu einer Einheit werden ließen. Da heute die Möglichkeit des Umtausches weitgehend ausgeschlossen sein dürfte ist es ratsam, angebotene Lewis-Filme von der UFA vor dem Kauf komplett zu sichten. Schließlich will man ja lachen und sich nicht ärgern… Jerry würde das wohl auch so sehen!

Wenn wir von Humor und Komödien sprechen, darf ein Name natürlich nicht fehlen, der mit dem Wirtschaftswunder der 55er und beginnenden 60er Jahre eng verknüpft ist:

Heinz Erhardt

Seine Filme, stets als Klamotten mit dem Prädikat „unerträglich“ seitens der Kritiker ausgezeichnet erfreuer sich heute, gut 20 Jahre „danach“, größter Beliebtheit! In der „Hoch-Zeit“ des Super-8-Films war Heinz Erhardt natürlich im Programmangebot der Hersteller mit dabei. So brachte die UFA neben dem köstlichen Vierteiler UNSER WILLI IST DER BESTE auch eine sehr nette 240m-Fasung der Fußball-Klamotte WILLI WIRD DAS KIND SCHON SCHAUKELN, heraus. Beide Filme erschienen sowohl in Farbe als auch in schwarz-weiss für die Fans mit; dem kleineren Geldbeutel. Der Komik hat das keinen Abbruch getan.

Die Bildqualität beider Filme durchweg gut, nur mit dem Ton gab häufiger Probleme. Das reichte vom kreischen der Tonpiste bis zur Asynchronität mancher Szenen. Man mußte zum Teil mehrmals umtauschen. Daher gilt auch beim Auftauchen dieser Streifen unbedingt die Regel: erst ansehen, dann kaufen! Als eine wunderbare Rarität darf die 120m-s/w-Tonfassung von DRILLINGE AN BORD bezeichnet werden, die von der Firma Weco-Film lieferbar war. Unbedingt zugreifen, wenn dieser Film auftaucht!!!!

Das verflixte 7. Jahr

Marilyn Monroe und Tom Ewell sind die komischen Helden dieses Supererfolges aus den 50er Jahren. Die 120m-Farb-Tonfassung von Inter-Pathé-Film bemüht sich, die Höhepunkte der Handlung in der natürlich zu kurzen Spielzeit zusammenzufassen. Das gelingt zumindest szenenweise, etwa dann, wenn MM und Tom Ewell am Flügel sitzen und seine Gedanken in der Traumsequenz so richtig abschweifen. Ein nettes Beiprogramm oder ein Baustein für einen Kinoabend mit Marilyn Monroe-Filmen.

Die tollkühnen Männer in ihren fliegenden Kisten

Neben dem etwas hektischen Scope-Trailer dieser Edelklamotte gibt es auch eine 120m-Farb-Ton-Fassung von Inter-Pathé-Film. Sie zeichnet sich ebenfalls durch grenzenlose Hektik aus. Gerd Fröbe als Knatter-Charge und ebenso knatternden Flugmaschinen bestimmen die Szenenfolge dieses Films. Solche Streifen haben eigentlich nur den Zweck, wenn sie wenigstens 360m Film „am Stück“ bieten. Etwas für Fans: Die tollkühnen Männer in ihren fliegenden Kisten.

Eine total, total verrückte Welt

Stanley Kramers herzhafte SuperstarParade mit Amerikas beliebtesten Komikern,vermochte bei uns nicht so recht zu zünden. Lediglich der in 70mm produzierte Film vermochte wegen seiner spektakulären Bilder das Publikum ins Kino zu locken.Die 240m-Fassung in Cinemascope von Derann neu veröffentlicht, gibt noch einen Eindruck davon. Sie ist, trotz der englischen Sprache eben wegen der Bildwirkung unbedingt der deutschen Flachversion von Marketing-Film, ebenfalls in zwei Teilen, vorzuziehen. Allerdings – die oft übertriebenen und überzogenen Gags nutzen sich mit der Zeit erheblich ab. Genau daran kann man die Qualität von Komödien messen: lacht man immer wieder ist der Film ein Dauerbrenner, kann man später nicht einmal mehr schmunzeln, handelte es sich wohl doch nur um ein Strohfeuer des Humors…

Die „Käfer“-Serie

Wie so oft im Filmgeschäft, laufen die Plagiate einer guten Idee manchmal besser als das Original. So war es auch bei der sogenannten „Käfer“-Serie, die einst mit der Walt Disney-Produktion EIN TOLLER KÄFER begann. Die Idee griff dann ein gewisser Robert Mark (das Pseudonym eines bis dato unbekannten Filmproduzenten) auf -und- machte mit seiner Filmserie erst das „richtige“ Geschäft.Im Mittelpunkt der Handlung stand stets ein wildgewordener,menschlich fühlender und denkender VW-Käfer der für komödiantische Unterhaltung der „flachen“ Art, sorgte. Natürlich wurden diese Filme von von in Wolfsburg gesponsert, denn der Werbeeffekt für die inzwischen eingestellte VW-Käfer-Produktion, war unbezahlbar…

Während Piccolo-Film als Disney-Lizenzinhaber die „Originale“ in verhackstückten Kurzfassungen herausbrachte, überschwemmte die UFA den Markt erfolgreich mit 360m-Fassungen fast sämtlicher „Robert Hark“-Filme. Tatsächlich gehören die Käfer-Filme im nachhinein zu den meistverkauften Filmen des gesamten UFA-Kataloges und dürfen also in unserer S-8-Retro nicht fehlen.Die Aufzählung der erschienenen Titel soll einen Überblick geben. Bleibt noch nachzutragen, das die UFA-Filme sämtlich von einer Super-Qualität waren , während Piccolo’s Disney-Stückchen oft mangelhaft blieben. UFA: jeweils 3xl20m color/Ton:

EH: KÄFER GIBT VOLLGAS/DAS VERRÜCKTESTE AUTO DER WELT/ZWEI TOLLE KÄFER RÄUMEN AUF/EIN KÄFER AUF EXTRATOUR/EIN KÄFER GEHT AUF’S GANZE

Piccolo,jeweils 45m color/Ton und 65m color/Ton:

EIN TOLLER KÄFER (65) / HERBIE GROSS IN FAHRT (65) / DER TOLLE KÄFER IN DER RALLYE MONTE CARLO (45) / EIN TOTAL VERRÜCKTES AUTORENNEN (45)

Car-Napping

Bleiben wir noch ein wenig beim Thema „Auto-Komödie“. Während die Burt Reynolds-Filme um das „ausgekochte Schlitzohr“ wohl eher dem Action-Genre zuzuordnen sind,d arf man die deutsch-italienische Produktion mit dem Titel CAR-NAPPING als reinrassige Komödie bezeichnen. In bestechend-schönen Bildern erzählt der Film die ausgebuffte Story genialer Porsche-Diebe, die mitten in Paris sogar ein ganzes Autohaus leerräumen. Erst die Liebe des denkenden Kopfes der Diebes-Crew zu einer schönen Frau (mit ebensolchem Auto) bringt Probleme mit sich … Der sehr gut geschnittene Dreiteiler der UFA ist ganz besonders zu empfehlen. Mitunter bekommt man ihn immer noch kopierwerksfrisch in den Foto-Quelle-Niederlassungen.

Die Kompanie der Knallköppe

Ebenfalls qualitativ bestechend schön aber vom Inhalt her eher peinlich ist UFA’s Zweiteiler mit den Titel DIE K0MPANIE DER KNALLKÖPPE.Wie der Titel schon erahnen läßt, sind hier so bekannte Knall-Chargen wie Gunther Philipp, Eddi Arent, Ilja Richter, Ruth Stephan oder Hansi Kraus mit dabei.Über die Handlung Worte zu verlieren würde ohne Zweifel in Unhöflichkeiten ausarten, obwohl man sich als Freund humoristischer Filme auch ein Herz für „Klamotten“ im besten Sinne bewahren sollte…

Unserer Komödien-Chronologie treu bleibend, wird es nun unbedingt Zeit für einen Komiker,der erst sehr spät zu kontinentalem Ruhm kam und auch in Sachen Super-8 ein gewichtiges Umsatz-Wörtchen mitzureden hatte:

 

Der Sanfte mit den schnellen Beinen

Pierre Richard war leider nur mit wenigen seiner guten Filme auf Super-8 zu haben. Ich denke dabei vor allem an die Streifen DER GROSSE BLONDE MIT DEM SCHWARZEN SCHUH,den es vor Urzeiten mal bei Marketing-Film gegeben hat. Immer noch lieferbar ist „DER SANFTE MIT DEN SCHNELLEN BEINEN“, eine köstliche Parforce-Jagd des Humors vor dem Hintergrund der de Gaulle-Ära. Piccolos’s 240m-Fassung wird dem Film voll gerecht und zeigt vor allem den Star der Handlung: Pierre Richard! Das etwas weiche und manchmal auch harte Farbbild war auch in dem Kinofilm zu bemerken. Patina, die jedoch nicht weiter stört…

Louis de Funés und seine Filme

Da wäre zunächst einmal der sehr gut edierte Fassung des wohl besten de Funés-Films mit dem Titel DIE ABENTEUER RABBI JACOB. Auf nur 120m color/Ton wird die Geschichte fast lückenlos erzählt -und- natürlich sind alle Szene in der Kaugummi-Fabrik mit dabei. Ein besonderes Schmankerl für alle Louis de Funés-Freunde von Piccolo-Film. Mit BRUST ODER KEULE brachte Marketing den ersten de Funés-Dreiteiler auf den Markt. Der damalige Deal mit der TOBIS-Filmkunst in Berlin machte das möglich. Mit aufziehbaren Saucen-Spritzen und scharfem Fleischermesser bewaffnet, agiert er als Gourmet-Koster für die Feinschmecker-Bibel „Guide Duchemin“ … Ebenso erheiternd wie komisch ist mein Lieblingsfilm von und mit Louis de Funés: DER QUERKOPF,jener in Not geratene Unternehmer, der für einen vermeintlichen Riesenauftrag der Japaner sein Haus in eine Fabrikhalle verwandelt. Annie Girardot als geplagte Ehefrau steht dem wilden Louis an Temperament in nichts nach. Der wohl gelungendste Dreiteiler der Marketing-Serie .Als Gerndarm von St. Tropez, seiner erfolgreichsten Film-Figur, begegnen wir de Funés in der Parodie LOUIS UNHEIMLICHE BEGEGNUNG MIT DEN AUSSERIRDISCHEN. Hier darf er alle Grimassen-Register seines Könnens ziehen und von ein paar dramaturgischen Flachheiten abgesehen, gehört auch dieser Streifen zu de Funés Besten. Wie alle Marketing-Filme, waren auch diese Dreiteiler auf Polyestermaterial kopiert und passten so bequem auf eine 240m-Spule,was fast 60-minütiges,nahtloses Kinovergnügen garantierte.

Weniger berauschend war leider die zweiteilige atlas/Piccolo-Fassung von ONKEL PAUL DIE GROSSE PFLAUME, einem eher ironisch-leisen Film, den Louis de Funés nach eigener Aussage selbst nicht zu seinen Stärksten zählt.

Da er relativ bald ausverkauft war und nicht mehr von Piccolo (aus rechtlichen Gründen) aufgelegt werden durfte, zählt dieser Film im Super-8-Sektor zu den Raritäten. Wie schön, das fördert die Sammler-Leidenschaft…

Mel Brooks

Kommen wir von Frankreich in die USA. Hier treibt seit Jahren ein Mann sein komisches Unwesen, der meist hinter, manchmal auch vor der Kamera zu sehen ist.Die Rede ist von MEL BROOKS! Seinen Durchbruch in Deutschland erlebte er in den 70er Jahren mit FRANKENSTEIN JUNIOR, einer herrlichen Parodie auf die Frankensteinfilme der Universal-Pictures in den 30er Jahren. Piccolo’s 120m s/w-Fassung des Films ist zwar viel zu kurz, wird dem Inhalt aber im Großen und Ganzen sehr gut gerecht. Etwas schwächer präsentiert sich ,da schon UFAs 120m color-Ton-Version von DER WILDE WILDE WESTEN. Das ist eben ein Film, den man nicht so einfach auf ein paar Gags reduzieren kann. So bleibt die 120m-Fassung mehr ein „Souvenir“ dieses Mel Brooks-Spasses. Sehr viel besser ist da schon die von Piccolo-Film herausgebrachte 120m color-Ton-Version von SILENT MOVIE! Die Handlung ist ja bekannt: im ganzen Film wird kein Wort gesprochen, alles ist nur mit Musik und passenden Geräuschen unterlegt. Ein echtes Schmankerl, das man als Beiprogramm eines Filmabends zum Thema „HOLLYWOOD“ bestens gebrauchen kann. Leider lässt die Schärfe etwas zu wünschen übrig….

Die nackte Bombe

Sehr klamottig geht es bei dem Superagenten Maxwell Smart alias Don Adams in dem Universal-Film DIE NACKTE BOMBE zu. Auf 240m Super-8-Film treibt er sein Unwesen und wie der Titel schon verrät, geht es dabei um eine rätselhafte Bombe, die den Opfern in Windeseile die Kleider vom Leib zaubert. Natürlich wird die nackte Bombe mehrmals gezündet.

Reichtum ist keine Schande

Zündender Witz präsentiert sich in dem Film „REICHTUM IST KEINE SCHANDE“, mit Amerikas Komik-Star Nr.1: Steve Martin. Der „american way of life“ wird brilliant auf’s Korn genommen und die berühmte Geschichte von der Laufbahn eines Tellerwäschers zum Millionär mit viel Witz (der auch und der Synchronisation erhalten blieb), erzählt. Eine köstliche Disco-Einlage, die an „Saturday Night Fever“ erinnern soll, zählt ebenso zu den Höhepunkten wie Steve Martins Auftritt als Liebhaber einer Motorrad-Braut und Tankstellengehilfe. Für einen 240m langen Film darf man diese vVersion als absolut gelungen ansehen. Wie immer bei Universal-Filmen ist ein leichtes Korn im Bild zu bemerken.

Die unglaubliche Reise in einem total verrückten Flugzeug

Um eines gleich vorwegzunehmen: wer bei diesem Film nicht lachen kann,dem ist nun in Sachen Humor wirklich nicht mehr zu helfen!

Die Airport-Persiflage der Gebrüder David und Jerry Zucker gehört zum dem komischsten, was Hollywood je hervorgebracht hat. Marketings Cutter muß es sehr schwer gehabt haben, hier etwas wegzulassen. Dennoch hat sich die Mühe gelohnt: der 3-Teiler ist nicht nur von guter technischer, sondern auch inhaltlicher Qualität. Ein Fetzer, den man unbedingt im Archiv haben sollte. Komischerweise gehörte gerade dieser exzellente Film zu den größten geschäftlichen „Flops“ der Marketing-Film. Man sollte unbedingt zugreifen,wenn er im Angebot ist – Lachen ist und bleibt garantiert!

1941 – Wo bitte geht’s nach Hollywood?

Steven Spielbergs Komödienmischung aus Slapstick, Albernheiten, Zerstörungswut und brillanten Gags (man denk‘ nur an das ins Meer stürzende Haus am Ende des Films) geriet in den USA zum teuren Reinfall. Bei uns fand der Film jedoch sowohl im Kino als auch auf Super-8-Filmen sein Publikum. Tatsächlich hat der Schnitt alles wesentliche und vor allem komischen Szenen berücksichtigt. Störend ist lediglich der ständige Wechsel des Bildformates. Mal kommt das Bild als „Breitwand“ maskiert daher und dann springt es wieder auf das Vollformat um. Ein Manko, das man als Vorführer beim besten Willen nicht ausgleichen kann. Hier hat Universal bei der Zusammenstellung des Kopiermaterials ungeheuer geschlampt! Schade.

Schlappschuss

Paul Newmans Eishockeyteam mit Totschlägern, Casanovas und stummen Indianern, bleibt auch nach mehrmaligem Ansehen stark und komisch! der 220m lange Piccolo-Film läßt die vielen, die Action lähmenden Dialoge einfach weg und begnügt sich mit den spektakulären Szenen, ohne jedoch den Handlungsfaden zu verlieren.D ie Kopien sind etwas braunstichig, ein Farb-Touch,der auch bei den Kino-Kopien zu bemerken war. Auch Universals Korn-Ameisen tummeln sich meterweise wieder im Bild. Ansonsten: empfehlenswert!

Der Supercop

Eine der selteneren 360m-Fassungen aus dem Piccolo-Angebot repräsentiert dieser Terence Hill-Streifen, der entgegen aller Erwartunq recht kurzweilig sein Publikum unterhält Harte Blautöne bestimmen die Farbwerte der Kopien und die Farbe „Rot“,die ja auch in der Handlung eine wichtige Rolle spielt, wurde dramaturgisch und kopiertechnisch etwas überbewertet.Der Supercop zeigt dafür einmal mehr, wie gut und in sich geschlossen eine dreiteilige Ausschnittfassung eines Kinofilms auf Super-8 sein kann.

Ein Argument mehr für dieses Filmformat.

Lemke & Co.

Auch oberhalb des oft zitierten Weisswurst-Äquators hatte das Trio Klaus Lemke, Cleo Kretschmer und Wolfgang Fierek Erfolg mit seinen Filmen, die stets in und um München spielten, bzw. mit schwabingerisch-bayerischem Dialekt Furore machten. UFA hatte den Mut, diese Beginn der Video-Ära auch noch in jeweils zweiteiligen Super-8-Fassungen herauszubringen.Im einzelnen waren die Titel EIN KOMISCHER HEILIGER (der wohl beste Film), ARABISCHE NÄCHTE und FLITTERWOCHEN. Durch das von der Kinoverleih-Firma SCOTIA zur Verfügung gestellte, erstklassige Ausgangsmaterial für die Umkopierung, wurden sämtliche Filme in der technischen Qualität ganz ausgezeichnet.Die Bildqualität dieser Filme kann sich durchaus mit dem 16mm-Format messen. Obwohl sicher schwer zu Kürzen gelang das Meisterstück, den jeweiligen Charakter der Filme zu erhalten und sie nicht in eine Nummern-Revue zu zerstückeln. Unsere Hochachtung dafür. Aus allen drei Streifen ließe sich ein „bayrisches“, abendfüllendes Programm zusammenstellen,bei dem sich Ihre Gäste sicher amüsieren werden – sofern sie ein Herz für die bajuwarische Mentalität und Schwabinger Lebensart besitzen… UFA, je 2x 110m color/Ton

Eis am Stil

Die erfolgreiche Kino-Serie hat sich ja inzwischen dank immer Übler werdender,inhaltlicher Qualität fast totgelaufen. Besonders die ersten beiden Folgen, die auch auf Super-8 erhältlich sind, waren beachtenswert gut und brachten ein ganz neues Komödiengefühl ins Kino. Das kommt auch in den dreiteiligen UFA-Fassungen sehr gut zur Geltung. Aufgepept mit der Musik der Sixties, appetitlichen Mädchen und drei frechen Möchtegern-Romeos,bieten die „Eis am Stiel“-Film tatsächlich gute, nostalgische Unterhaltung. Die technische Qualität und der Schnitt der Streifen sind absolut zufriedenstellend.

UFA, je 3x 110m color/Ton Teil 1 und Teil 2.

Ach du lieber Harry

Kurz bevor die Piccolo-Film in München die Neuproduktion von Super-8-Filmen einstellte, gelang es noch einem deutschen Komödien-Spezialisten, seine „Kunst“ auch auf Super-8-Filmen zu zeigen: Dieter Hallervorden, der über den „Umweg“ Fernsehen auch ins Kino kam. ACH DU LIEBER HARRY wurde ein riesiger Erfolg und auch die zweiteilige S-8-Fassung der Piccolo-Film brachte noch gute Stückzahlen. Da der gute Didi ja von recht viel Plattitüden „lebt“, genügen 2xll0m color/Ton für diesen Film auch gänzlich. So bleibt der Streifen durchaus unterhaltsam, obwohl man nach zweimaligem Ansehen jeden Gag schon auswendig kennt und das Lachen schwerfällt. Ein „Ex-und Hopp“-Film eben, den man „auch“ heben kann.

 

Damit kommen wir langsam zum Ende unserer Super-8-Retro in diesem Heft. Wir hätten noch viele weitere Seiten zum Thema Komödie (zum Beispiel mit einem Blick ins Ausland) füllen können, doch das hätte den zur stehenden Rahmen gesprengt. Wir wollen es daher mit einer kurzen Aufzählung weiterer, empfehlenswerter Komödien belassen.Vielleicht qibt es davon auch bald den einen oder anderen Film zum lachen „Demnächst in diesem Theater“?

Michael Teubig

 

„Die Leinwand“ Ausgabe 2/1985

Laden Sie hier die komplette Ausgabe, aus der dieser Artikel entnommen wurde, als PDF:

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