Super 8

HILFE!!

MEIN MANN IST FILM - SAMMLER!

Archiv Teubig

Aus „Die Leinwand“ – Ausgabe 2/1986

Diesen Hilferuf kennen alle Schmalfilm-Fans...

… die ein Eheweib „ihr Eigen“ nennen und er ist auch jenen nicht unbekannt, die in festen Händen aber eben noch nicht beringt sind …

Unser Hobby, unsere Kino-Traumwelt im Wohnzimmer, bringt so manches, zwischenmenschliches Problem mit sich. Unsere „bessere Hälfte“ ist gezwungen „Verständnis“ aufzubringen. Natürlich – sie toleriert unsere fixe Idee vom Kino im Heim, aber wenn es an die Praxis geht, wird’s schwierig.

Da sind zum Einen die Kosten. „Jetzt hat er schon wieder irgend so einen Film gekauft – dabei brauche ich dringend einen Frühjahrsmantel“ tönt es oft gegenüber den Freundinnen und (schlimmer) Freunden. Es soll ja tatsächlich Film-Fans geben die lieber Margarine und Maggi-Suppen essen als auf den Trailer x oder das Feature Y zu verzichten. Doch das sind Extremfälle ohne Heilungschancen. Gemeint ist der ganz normale Heim-Terror.

Da bringt der Postbote ein Auslands-Päckchen (unverzollt – welche Freude!) und die Dame des Hauses erkennt schon am Absender das dieses „kostenlos“ ins Haus gekommene Päckchen mit der inliegenden (oder noch nachkommenden) Rechnung ein tiefes Loch ins Budget des Herrn Gemahl (und damit bei ihr) reißen wird. „Filme! Kann dieser Mann denn nicht ein anderes Hobby haben? Was ist am Trailer Y denn so toll das dieses 2 Minuten-Vergnügen 100 DM kostet. Das wäre ja schon das halbe Haushaltsgeld für diese Woche“. Solchen Argumenten sieht sich der Filmfreund meist ratlos gegenüber.

Einen Streit entfachen, auf „alten Rechten“ beharren? Das hatten wir schon. Das verschlimmert meistens nur die Situation.

Aber das war doch so ein günstiges Angebot, ein Film, der nie wieder zu haben sein wird – eine Rarität und nun zetert sie wieder.

Vielleicht hat man auch wirklich grad‘ mal wieder klammheimlich etwas bestellt obwohl der Beutel leer war und die Entscheidung ist nur zu gern nach dem Motto “ … das muß eben drin sein“ gefallen. Ach ja – und dann hatte man der huldigsten, goldigsten Frau gerade ausgeredet den neuen Kühlschrank zu kaufen (mit Dreisternefach) denn im „alten“ war auch alles kalt geblieben (vor allem das Bier für den Filmabend … naja die Abende) und nun kommt das Paket mit den Filmen – vormittags wenn sie dem Postboten die Tür aufmacht…

Ja,das sind so die Probleme die man als engagierter Filmsammler hat.

Doch wie kann man dem „Problem“ beikommen? Ganz einfach: mit der Wahrheit. Was wir hier geben wollen ist kein Patentrezept um das manchmal ehegefährdende Problem zu bewältigen,sondern eher ein Tip, wie man ihm trotzdem beikommen kann.

  1. Informieren Sie die bessere Ehehälfte darüber wenn Sie Filme bestellen. Erklären Sie warum das Angebot günstig ist und warum gerade dieses Stück Zelluloid ins Archiv „muß“. Damit ist zwar das Problem der Anschaffung noch nicht gelöst aber man kann auf dieses Gespräch Bezug nehmen wenn der Postbote geklingelt hat.
  2. Vielleicht interessiert Ihre Ehefrau auch der eine oder andere Star, der Film X oder die Trailerrolle Y? Dann machen Sie Ihr doch auch mal eine Freude und bestellen Sie so etwas. Über dieses „Geschenk“ wird sie sich freuen und anhand des Beispiels Ihre Leidenschaft besser tolerieren lernen.
  3. Verschweigen Sie auch nicht wenn Sie sich schweren Herzens einmal dazu entschlossen haben auf „Filme“ zu verzichten. Führen Sie einen Dialog herbei, erzählen Sie von Ihren Beweggründen warum „das nicht sein muß (obwohl es natürlich schön wäre)“ und demonstrieren Sie die „Stärke des Verzichts“.
  4. Ein nettes Geschenk – Blumen oder ein kleines Schmuckstück – sollten nicht etwa nur wegen des, schlechten Gewissens gekauft werden, sondern sollten (ganz wertfrei) auch unter dem Jahr ohne Anlaß ‚drin‘ sein.
  5. Planen Sie immer so, daß auch Ihre Frau ihre Wünsche nach und nach erfüllt bekommt. Schaut man genau hin, sind es oft nur Kleinigkeiten die immer zwischendrin finanzierbar sind. Größere Anschaffungen sollten immer besprochen und mit dem nötigen Zeitablauf auch die Finanzmittel bereitgestellt werden. Dazu gehört auch die Anschaffung von Filmen. Läßt Ihre Planung alle Familienmitglieder (das können ja auch die Film-Junioren sein) drankommen, kann eigentlich nichts schief gehen .
  6. Kommt es ganz „Hart auf hart“ und droht ein Streit kann man sich entweder in die Schmollecke der verkannten Genies zurückziehen oder auch mal die Ehefrau beim Wort nehmen und ihr erklären“ daß sie ja gewußt hat daß sie einen Film-Sammler zum Manne hat“.

Wohl kaum ein Filmfreund wird wegen seiner fanatischen Leidenschaft ernsthaft eine Zweierbeziehung oder gar eine ganze Familie auf’s Spiel setzen. Allerdings – solche Fälle sind bekannt und wie man weiß garnicht selten. Doch ist es das dann wirklich wert? Ich kenne selbst ein paar solche Leute die quasi der Filmsammel-Sucht erlegen sind und nicht mal aus Schaden klug wurden und gleich mehrere Ehen deswegen kaputtmachten. Sie sind meist -und diese Bezeichnung ist absolut angebracht – komische „Käuze“ geworden. Verbittert, allein mit ihrem Hobby -und- sinnreicherweise meist isoliert von Gleichgesinnten, geben sie sich ganz ihrer Leidenschaft hin. Das findet dann meist allein, im stillen Kämmerlein ohne irgendwelche Kommunikation statt. Ein Wunschbild? Wohl kaum.

Es geht also darum, unsere Leidenschaft in die richtigen Bahnen zu lenken. Das bedeutet vor allem keine Heimlichtuerei, offene Gespräche und mitunter auch Verzicht. Und alles kann man ja ohnehin nie haben. Dafür“ aber Seelenfrieden mit dem Lebenspartner. Und der dürfte mehr wert sein als jede Kopie.

Noch ein Tip für „Unbeweibte“ : wer schon im Anfangsstadium einer Beziehung zu erkennen gibt welches „ausgeflippte‘,‘ teure und wahrscheinlich lebenslang, Hobby er hat , weiß bald woran er ist. Sollte ihre Abneigung und ihr Unverständnis unüberwindbar bleiben muß man in sich gehen und abwägen.

Das berühmte „Ende mit Schrecken statt Schrecken ohne Ende“ wird immer die bessere Lösung sein,

Dann kann es wenigstens nie zu der Feststellung kommen „Hilfe! Mein Mann ist Film-Sammler“, sondern zu der Erkenntnis „Ohne sein Hobby ist er nicht glücklich“. Eben.

B. Schuhböck

„Die Leinwand“ Ausgabe 2/1986

Laden Sie hier die komplette Ausgabe, aus der dieser Artikel entnommen wurde, als PDF:

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