Archiv Teubig
Aus Kinothek 10/1982, Seite 100f
So wird Ihr Heimkino-Abend technisch ``rund``
Eine perfekte Vorführung setzt einwandfreie Geräte und intakte Filmkopien voraus. Wie Sie Projektoren und Filme pflegen, um immer ein Höchstmaß an Kinoatmosphäre zaubern zu können, hat VIDEOPLAY-Mitarbeiter Michael Teubig für Sie notiert.
Der Projektor
Vor jeder Vorführung sollte man den Filrnkanal, das Bildfenster und alle anderen Teile, die mit dem Film in Berührung kommen, reinigen. Das geht am besten mit einem weichen Staubpinsel (es gibt auch welche mit einem Blasebalg) oder dem noch gründlicher arbeitenden Druckluft-Spray, der mit einem kleinen Röhrchen auch an unzugänglichen Stellen für Sauberkeit sorgt. So haben Filmschnipsel und Staubkörner keine Chance, für üble Laufstreifen auf lhrer Super-8-Kopie zu sorgen.
Auch die Magnettonspuren hinterlassen im Projektor allerlei Staub. Der Film und besonders
die Magnetspuren unterliegen einem nicht zu vermeidenden Abrieb, der sich in und um den Filrnkanal sammelt. Was hier PinseI oder Druckluft-Spray nicht schaffen, erledigt ein sog. Tonkopf-Spray, das häufig auch unter der Bezeichnung VideoSpray angeboten wird. Ein kurzer Spritzer auf die Tonköpfe und andere braun gewordene Stellen, läßt den Abrieb verschwinden. Besonders die Tonköpfe sollten von Zeit zu Zeit eingesprüht werden, um eine störungsfreie Wiedergabe (und Aufnahme) zu gewährleisten. Allerdings sollte man nach dieser Behandlung mindestens 15 Minuten verstreichen lassen, ehe man wieder einen Film einlegt – sonst wirken die Spray-Reste auch auf der Magnetspur.
Zur Reinigung der Objektive hat sich das einfachste Mittel als das beste herausgestellt: Ein weiches, fusselfreies Leinentüchlein oder ein Blatt Papier von der Haushaltsrolle bringen wieder Klarheit ins Bild. Objektive sollte man immer vorsichtig und mit dem Tuch kreisend reinigen. Schlieren und Beläge (zum Beispiel vom Rauchen) verschwinden dann sofort. Abraten möchte ich grundsätzlich von Fensterglas-Reinigern, Spiritus und ähnlichem. Diese scharfen Lösungen beschädigen (obwohl sie alles sauber machen) die wertvolle Gütebeschichtung des Objektives. Es schützt die Gläser nämlich vor Kratzern und Ablagerungen. Ist diese Schicht einmal abgetragen, ist das Objektiv für bleibende Schäden anfälliger geworden. Dringend abraten möchte ich auch von dem im Handel angebotenen Objektiv-Reinigungspapier, das mit Silikon getränkt ist. Es verschmiert das Objektiv erst recht und hinterläßt einen milchigen Schleier, der negativ auf die Schärfe einwirkt!
Wenn die Lautstärke- und Klangregler (heute meist Flachbahnregler) bei der Benutzung ein Krachen im Ton verursachen, kann man dem auch selbst abhelfen. Dazu benötigt man ein sog. „Kontakt-Spray“, welches man ebenfalls durch ein dünnes Röhrchen in die Reglerbahn sprüht. Der Regler muß dann mehrmals auf- und zugezogen werden, damit sich die Lösung verteilt und den Schmutz quasi „wegfressen“ kann. Sollte der Projektor ohne Abdeckung längere Zeit in einem Raum stehen, empfiehlt es sich, auch alle anderen leitenden Teile (bei abgezogenem Netzstecker, versteht sich) dieser Sprühwäsche zu unterziehen. Das genügt jedoch einmal im Vierteljahr. Die genannten Sprays bekommt man im HiFi-Fachgeschäft oder im Elektronik – Bastelrnarkt.
Die Filme
Die Super-8-Hersteller liefern ihre Filme zumeist in Papp- oder Plastik -Kassetten aus. Wenn dann so ein mehrteiliger Film in den entsprechenden Schachteln im Archiv steht, sieht das sehr professionell und vor allem nach „viel“ Film aus. Tatsächlich sind jedoch diese Verpackungen das reine Gift für den Film! Zum einen trocknet das Filmmaterial aus, wird brüchig und wellig, und zum anderen verlieren die Bilder an Farbtreue. Es kann auch vorkommen, daß durch die Austrocknung sich die Magnetspur vom Film ablöst; er taugt dann nur noch für den Mülleimer.
Die beste Aufbewahrungsmöglichkeit bieten daher Weißblechdosen, die es für jede Spulengröße zu kaufen gibt. In diese Dose legt man ein sogenanntes Feuchthaltekissen (CineFresh o.ä.) ein, und wer ein übriges tun will, kann die Dose samt Film noch mit einem Tesaband ringsherum verschließen. Jetzt ist der wertvolle Super-8-Film beinah tropen- und polarfest archiviert. Der Film hält sich in dieser sicheren, klimatischen Umgebung frisch wie am ersten Tag. Ein Etikett oder das Schachtelbild der Herstellerverpackung geben Aufschluß über Inhalt und Laufzeit.
Natürlich ist es platz- und geldsparend, wenn man mehrteilige Filme auf große Spulen (entsprechend dem Fassungsvermögen des Projektors) zusammenschneidet. Ein ausreichend grüner oder weißer Vorspann sollte vor jede Rolle geklebt werden. Dieser Vorspannfilm läßt sich mit einem Diaschreiber sehr gut beschriften, um so die Rollen auch außerhalb der Dose identifizieren zu können. Es kann sonst passieren, daß Sie bei der Vorführung mit „Teil 2“ beginnen.
Viele Super-8-Freunde finden es auch „schick“, wenn auf der Leinwand die Zahlen der Startmarke beim Anlaufen des· Films zu sehen sind. Aber mal ehrlich: würden Sie nicht im Kino pfeifen, wenn Ihnen der Vorführer die (für ihn nötigen) Startmarken ins Auge schießen läßt? Also weg damit! Ersetzen Sie die Startmarke durch Schwarzfilm, indem Sie ihn in gleicher Länge direkt hinter den grünen Vorspann schneiden. Schnittpunkt sollte das Bildfeld nach der letzten sichtbaren Zahl sein; dann gibt es auch keine Probleme mit dem Ton.
Ein weiterer Vorteil dieses Systems liegt darin, daß Sie die Zeit, in der das Stück Schwarzfilm durch den eingeschalteten Projektor läuft, zum langsamen Ausblenden des Raumlichtes bei der Vorführung nutzen können. Das erste richtige Bild erscheint erst dann auf der Leinwand, wenn das Licht gerade ganz ausgelöscht wurde. Das nennt man dann eine „Vorführung mit echter Kinoatmosphäre“.
Wenn Sie lhre Super-8-Filme länger als ein Jahr nicht aus der Weißblechdose genommen haben, empfiehlt es sich, einmal nach dem Rechten zu sehen. Wenn die Dose innen spiegelblank geblieben ist, der Film seinen typischen „Filmgeruch“ hat und geschmeidig glatt auf der Spule ruht, ist alles in Ordnung. Sollten jedoch Feuchtigkeit oder gar Rost die Dose zieren, so muß der Film unverzüglich in eine neue Dose umquartiert und an einem anderen Platz eingelagert werden. Grundsätzlich gilt, daß Filme kühl und trocken lagern (also nicht in der Nähe von Heizkörpern) lagern sollen. Die Weißblechdose gleicht dann Temperatur und Feuchtigkeitsschwankungen bis zu einem gewissen Grade aus. Wer wirklich für immer Freude an seinen Super-8-Filmen haben will, sollte vor der – am Kaufpreis der Filme gemessen kleinen Investition für Spulen, Weißblechdosen und Vorspannfilmen nicht zurückschrecken.
Das Kino
Ein wenig Pflege brauchen auch alle anderen Geräte im Heimkino. Es versteht sich von selbst, daß zum Beispiel ein an die Anlage angeschlossener Plattenspieler nur mit einer staubfreien Nadel die richtige Musik. liefert. Grau gewordene Leinwände behandelt man am besten mit etwas Wasser und einem weichen Fensterleder. Ein winziger Spritzer flüssiger Allzweckreiniger im Wasser kann auch nicht schaden. Selbstgebaute Tuch-Leinwände sollte man mit einer festen, aber nicht kratzenden Bürste nur trocken behandeln.
In den oft zu Kinos umfunktionierten Kellerräumen bilden sich auch gern Spinnweben oder Staubnester. Eine helle Lampe entlarvt diese Stellen und ein feuchtes Tuch schafft leicht Abhilfe. Das Sauberhalten des Kinos und der Geräte gehört nun einmal auch zum Super-8-Hobby dazu. Nur wer hierfür Zeit und ein bißchen Geld investiert, wird allzeit “ Gut Licht und Ton“ haben.
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Autor: Michael Teubig