Super 8

They never come back

Super-8 Retro

Archiv Teubig

Aus „Die Leinwand“ – Ausgabe 6/1985

Super 8 Vertriebe, die keiner mehr kennt

Zum Ende des LEINWAND-Jahres 1985 haben wir einmal ganz tief in die Archivkiste gegriffen um zu sehen, was es eigentlich so alles in deutschen Super-8-Landen zu Beginn der Blütezeit des „Schmalfilms“ schon so für das Heimkino gegeben hat. Die meisten Filmfreunde kennen immer nur die Namen der später führend gewordenen S-8-Spielfilm – Hersteller wie PICCOLO-FILM, MARKETING-FILM oder UFA/ATB. Ihre Programme sind bekannt und eine Vielzahl davon wurde auch schon innerhalb der Super-8-Retro präsentiert.
Doch es gab auch noch eine ganze Reihe weiterer Firmen die sich mit Normal 8-Super-8 und 16mm „Heimkinofilmen“ beschäftigten. Sie entstanden alle Mitte der 60er Jahre und blieben bis ca. Anfang der 70er Jahre „am Markt“.

Sie alle sind „verschwunden“, „erloschen“ und nicht mehr aktiv. Warum sie schon zu einer Zeit in der das Heimkino erst aufblühte „aufgaben“ ist nicht zu ermitteln. Es sei denn, der eine oder andere Leser weiß mehr – dann möge er das bitte mitteilen.

Wir haben nun für diese Super-8-Retro einen nostalgischen Spaziergang durch die Kataloge eben jener verschwundenen Firmen gemacht, um unseren Lesern Anhaltspunkte zu geben, wenn einmal Kopien der genannten Firmen auftauchen.

Es ist heute oft schwer deren Herkunft zu erkennen oder nachzuweisen und auch im Verlagsarchiv befinden sich überhaupt keine Kopien (mit 2 Ausnahmen) aus den Katalogen dieser „Oldies“. Insofern kann diese Super-8 Retro auch nur informellen Charakter haben.

MUNDUS-FILMGESELLSCHAFT

Mundus Filme auf Super 8Zunächst einmal fällt auf, wie liebevoll diese Firmen damals ihre Kataloge zusammengestellt und präsentiert haben. Das nebenstehende Originalbeispiel der „MUNDUS-FILMGESELLSCHAFT“ demonstriert das sehr anschaulich …

Im Katalog selbst gibt es sogenannte „Unterhaltungsfilme“ für alle Altersklassen. Meist handelt es sich um die damals so beliebten 15m und 60m-Stummfilmfassungen und wenn gar mal ein Film Magnetton besaß, wurde das stolz herausgehoben. Reich bebildert und mit Inhaltsangaben wie „Mädchen von Tahiti“ – Südseezauber – auf 30m Hula-Girls bei Spiel und Tanz, Best.-Nr.8305, wurden dem Leser die Filme des Hauses angepriesen. So kann man auf 60m den Kampf zwischen Napoleons Soldaten und der russischen Armee miterleben oder die „Horror-Sensation“ „Das Monster von Piedras Blancas“ schwarz-weiss und stumm auf die Leinwand werfen!

Mundus hatte einen enorm großen Filmstock und man fragt sich unwillkürlich wo wohl diese Kopien alle abgeblieben sind? Immerhin wären heute Titel wie „Der Fluch des roten Planeten“ (3x60m) oder der Tonfilm „Sherlock Holmes“ (Ronald Howard) 2x120m s/w-Ton durchaus interessant anzusehen. Garnicht zu reden von der musikalischen Komödie „Korea-Patrol“ (4xl20m engl.Originalton) die damals für 390.-DM zu haben war.

Neben den zahlreichen Reisefilmen verschiedener Länge hatte Mundus auch Tierfilme, Puppen- und Zeichentrickfilme (unbekannter Herkunft) und natürlich eine Vielzahl von Slapstickstreifen (die damals sehr beliebt waren) im Programm. Eine gewisse Auswahl stand auch in 16mm zur Verfügung.

Man hatte damals auch schon den Markt für die sogenannten „Einschnittfilme“ entdeckt. Das waren Streifen von Städten, Kulturdenkmälern o.ä., die man bequem in seinen eigenen Urlaubsfilm „einschneiden“ konnte um dem verzückten Publikum so manches zusätzliche „0hh“ und „Ohh“ ob der „fantastischen Aufnahmen“ zu entlocken. „Corrascope“-Farbfilme nannte sich diese Serie die weit über 50(!) Titel umfasste die stets zwischen 15-20m lang waren. Überhaupt wurde das Gros der Filme in 15-30m-Fassungen mit Rücksicht auf die Geldbeutel der Kunden angeboten. Insofern waren Farb- oder Tonfilme im Mundus-Repertoire echte (teure) Highlights.

Musikfilme wurden zum Teil mit separatem Tonband (siehe oben) angeboten – das muß dann ein heilloses Synchron-Durcheinander bei der Vorführung gegeben haben. Später mehr davon…

HAMA

Super 8 Filme von hamaDie im bayrischen Monheim ansässige Firma „hama“ – heute noch als wohl größte Zubehör-Firma in Sachen Film und Dia tätig – hatte in jener Ära auch ein eigenes Angebot an Super-8 Stumm- und Tonfilmen;der obligatorisch Katalog war selbstverständlich. Während die Slapstick-Klassiker mit Chaplin und anderen Größen meist stumm waren, fand sich bei den Laurel & Hardy Episoden schon eine ganze Reihe von Tonfilmen, die man in dieser Form nie wieder auf dem Markt gesehen hat. Allerdings waren die Tonfilme durchweg sehr teuer. Beispiel: Die 166m lange Laurel & Hardy-Episode „Der Herr Oberst läßt bitten“ kostete die Kleinigkeit von 331.-DM! Schwarz-weisse Zeichentrickfilm wie das bekannte „Froschkonzert“ mit 60m Länge kosteten auch schon ihre 121.-DM und Farbfilme wie „Der kleine Häwelmann“ wollten für 110m color/Ton mit 365.-DM bezahlt sein…

Wenn nur ein englischer Originalton auf der Piste zu hören war wurde das mit dem Hinweis „Leicht verständlich – keine Angst vor der Fremdsprache!“ im Katalog relativiert.

Die Kultur- und Reisefilme müssen – zumindest was die Preise anbetrifft – ebenfalls immer erstklassig gewesen sein. Ich könnte mir jedenfalls vorstellen, das die enorm hohen Preise mit Schuld daran waren, das die Filme wenig Verbreitung fanden und „hama“ daraufhin die Produktion eingestellt hat. Ausserdem trat in den beginnenden 70er Jahren auch schon die Konkurrenz (Piccolo-Film und UFA) an, um den Markt mit ersten Spielfilmen zu bereichern. Gerade am „hama“ Spielfilmkatalog merkt man deutlich die Unsicherheit der Geschäftsführung die sich nicht entschließen konnte für ein breites Publikum billiger zu produzieren.

Cinetronic

Die Lady aus dem WeltraumDie Firma Cinetronic GmbH (nicht zu verwechseln mit Cineton) aus Hamburg tat damals einen ganz entscheidenden Schritt in Richtung Super-8-Spielfilm, als sie den eigentlich für das Fernsehen (und für das Kino) gedrehten Science-Fiction-Film „DIE LADY AUS DEM WELTRAUM“ herausbrachte.

Der Streifen lief damals auf der „photokina“ in Halle 14 im sogenannten „Weltraumstudio“ (in dem Cinetronic einen Stand hatte) vor einem begeisterten Publikum. Man staunte Über die Leistungsfähigkeit des Super-8-Film, der da mit satten Farben, nadelscharfen Bildern und bestem Magnetton vorgeführt wurde. Vivi Bach und Dietmar Schönherr waren die Mit-Hauptdarsteller dieses Films der in 7 einzelnen Teilen eben von Cinetronic auf den Markt kam. Der Film zählt heute zu den absoluten Raritäten die höchst selten einmal angeboten werden. Später verkaufte Cinetronic die Vertriebsrechte zusätzlich noch an die Piccolo-Film, die allerdings auf der Stumm-Fassung mit „Ton-Schallplatte“ (siehe Werbung unten) sitzenblieb. Dennoch: Die Lady aus dem Weltraum“ war ein Meilenstein in der S-8-Szene!

SCHALL-FILM

8mm Tonfilmvorführungen mit Stummfilmprojektor und Plattenspieler.
Gestatten Sie, daß ich Ihnen das Lifetrick-Schallfilm-Programm vorstelle…

Eine Firma namens „SCHALL-FILM“ trat in den späten 60ern in Erscheinung und lobte ein ganz neues „Bild- und Tonverfahren für das Heimkino“ in den Himmel. Man verkaufte Filme mit einer dazugehörigen Schallplatte. Das Ganze hatte ein „Atelier Meschke/Lifetrick“ in Hannover propagiert und zum Start 5 Filme in sogenannten „Boxen“ (Film & Platte) herausgebracht! Es handelt sich um die Titel „Reineke Fuchs 1+2″,“Rotkäppchen“,“Schneewittchen“ und „Der gestiefelte Kater“. Nun gut. Schlimm daran war nur die verdummende Erklärung des Herstellers wie sein System funktionieren sollte. Das es nicht funktionieren konnte dürfte jedem Filmfreund klar sein. Eine Schallplatte mit einem Film synchronisieren zu wollen hatten gut 40 Jahre vorher schon ganz andere Leute versucht. Zur humoristischen Erbauung unserer Leser habe ich nachfolgend den Originaltext des Werbeprospektes in voller Länge wiedergegeben:

„Erst der Ton, die Geräusche, die Sprache und die Musik bringen Atmosphäre in einen Film. „Schallfilm“ ist die Kombination von Schallplatte und Film. Dies ermöglicht Tonfilmvorführungen mit normalen Stummfilmprojektoren und Plattenspielern ohne Koppelung und ohne Zusatzgerät auch bei Ihnen zuhause.
Schallfilm läuft mit einer Geschwindigkeit von 18 Bildern pro Sekunde und mit einer Schallplattengeschwindigkeit von 45 Umdrehungen pro Minute. Projektoren mit regelbarer Geschwindigkeit werden auf den Plattenspieler abgestimmt, wobei Startzeichen am Anfang und am Ende des Films übereinstimmen sollen. Mit dieser Einstellung können sämtliche Schallfilme ohne Nachregelung abgespielt werden.

Die Handhabung ist denkbar einfach. Film und Platte werden durch Licht.und Tonzeichen synchron gestartet.
1. Film einfädeln
2. Projektor beim Erscheinen von BA auf der Leinwand ausschalten.
3. Schallplatte auflegen und einschalten.
4. Beim Ertönen des Tonzeichens B-A-Start Projektor einschalten.

Filmlänge ca. 15m – Gesamtspieldauer ca. 4 Minuten. Überspielung der Platte auf Tonband oder Tonpiste erschließen dem Tonfilmamateur interessante Möglichkeiten. Die Schallfilmbox besteht aus einer Klarsichthülle, enthält einen 8mm Farbfilm (ca.15m) und eine 17cm Schallplatte mit einem farbigen Text-Leseheft, das Inhalt und Originalbilder des Films zeigt. Durch das Lesen, Betrachten der Bilder, Hören und Sehen des Films wird der dargebotene Stoff verständlicher und somit zu einem größeren Erlebnis.“

Intern-Film

Nun ja – Exoten a là Schallfilm hat es viele in der wechselvollen Geschichte des Schmalfilms gegeben. Einer davon war – zumindest in den Anfangsjahren – auch die Firma Intern-Film, aus der später die Inter-Pathé-Film wurde. Firmeninhaber Ing. Paul Schmitt war nicht nur ein leidenschaftlicher Film-Freak, sondern auch ein guter Geschäftsmann. So kaufte er bei seinen USA-Reisen Filme nur Container-weise ein, schloß Exklusiv-Verträge mit US-Herstellern ab und verkaufte auch so manches wofür er bestimmt keine Rechte hatte… sehr zum Vergnügen der Filmfreunde die sich mit Wonne auf die vorwiegend amerikanischen Importkopien stürzten.

Inter Film Super 8 VertriebDer Katalog umfasste schon im Startjahr weit über 300 Filmtitel aus allen Genres. Neben den üblichen Slapstick-Zeichentrick und anderen Kinderfilmen bot Intern-Film aber vor allem viele Science-Fiction- und Horror-Klassiker der US-Majors auf Super-8 an. Dabei handelte es sich zu 90% um schwarz-weisse 60m-Stummfassungen. Doch immerhin: darunter waren AIP-Filme, United-Artists-Filme, Hammer-Filme, Universal-Klassiker und vieles mehr später gab es auch von wenigen 60m-Streifen Tonfassungen; sie sind aber sehr rar geworden. Filme von „Popeye“, „Mighty Mouse“ oder „Fred Feuerstein“ sorgten schon in den ersten Jahren für gute Umsätze zumal einige Kopien auch bereits in Farbe lieferbar waren. Sogar eine Reihe von Columbia-Filmen, die erst Jahre später bei Piccolo-Film erneut erschienen, waren bei Intern-Film als stumme 60m-Rollen zu bekommen so z.B. „Die Brücke am Kwai“.

Deutsche Wochenschauen und Kriegsdokumentationen rundeten das Angebot der Intern-Film ab. Nicht zu vergessen sind dabei die ersten „erotischen Filme“, meist harmlose Striptease- oder Wäschefilmchen mit FKK-Auftritten. Bei diesen Filmen klemmte meist nicht nur die Spule, sondern auch etwas im Kopf des Käufers, der dafür Geld ausgab. Aber nun – die Geschmäcker sind bekanntlich verschieden, und wer sich für echte Hardcore-Filme interessiert mußte damals schon sein Glück in schmuddeligen Sex-Shops versuchen, in denen er die „neuesten Filme aus Dänemark“ für ein Sündengeld erstehen konnte.

EUMIG

Eumig Super 8 FilmeEUMIG, der wohl berühmt berüchtigtste Projektoren-Hersteller des Jahrhunderts war auch in den beginnenden 70er Jahren ins Heimkino-Geschäft eingestiegen. Natürlich nur aus einem Grund: man wollte mithelfen, Projektoren zu verkaufen. Da kamen die kleinen „Filmchen“ gerade recht. Sie waren quasi die „Software“ zur sich nur schleppend verkaufenden „Hardware“, sprich den Projektoren. EUMIG versuchte sich zunächst allein auf dem Schmalfilmmarkt ehe dann ab 1972 ein Vertriebsvertrag mit der Piccolo-Film zustande kam, der gut 10 Jahre währen sollte. EUMIG überraschte denn auch gleich mit einem Phänomen, indem die Firma tatsächlich 15m color/Ton-Filme a là „Kasperl und der Teufel“ oder „Das häßliche Entlein“ auf den Markt brachte. Klar,das ein solches Filmchen dann schon 29.90 DM kostete, während 66m color-Tonfilme (übrigens die „größte“ Länge die angeboten wurde) nurmehr 99.90DM kosteten.

EUMIG tat einen sehr cleveren Schachzug als man sich die via Piccolo-Film die Rechte an ein paar Disney-Kurzfilmen sicherte und auch der legendäre „Münchner im Himmel“, einer der meistverkauften S-8-Filme aller Zeiten, tauchte zuerst bei EUMIG im Katalog auf. Fortan war EUMIG im Handel gut vertreten, lieferte man doch zu „Demonstartionszwecken“ zu den Projektoren gern einen Film mit. Logisch,das diese Filme dann überall im Fachhandel und besonders auf Messen über die Leinwände flimmerten. Als jedoch der Vertriebsvertrag mit Piccolo-Film zustande kam, stieg EUMIG gänzlich aus dem Schmalfilmgeschäft aus. Das überließ man der Piccolo-Film …

WECO-Film

Mit der Piccolo-Film (man beachte das schöne alte Logo oben) wollen wir unseren Bummel durch die Kataloge der Schmalfilm-Pioniere beenden. Halt – eine Firma dürfen natürlich nicht vergessen: WECO-Film in Hamburg tat sich damals durch sehr gut geschnittene 120m-Fassungen (und einige wenige Filme in voller Länge) hervor. Dazu gehören „Drillinge an Bord“ und „Witwer mit 5 Töchtern“ (beide mit Heinz Erhardt – „super“) und Streifen wie „Nachtschwester Ingeborg“ oder „Die ganze Welt singt nur Amore“ … wo sind sie geblieben?

Piccolo-Film

Piccolo Film Logo altPiccolo-Film brachte eigentlich die Wende ins Geschehen. Man hatte sehr bald erkannt, das das Publikum 1. Tonfilme und 2. Farbfilme zu sehen wünschte. Also investierte Piccolo-Film in beides, kaufte teure Lizenzen aus den USA ein und begann Super-8-Geschäft „ernst“ zu nehmen. Mit Erfolg wie man weiß. Neben den Kurzfassungen (siehe oben einige Beispiele) widmete man sich auch Filmen in voller Länge. Genannt seien hier Streifen wie

„12 Uhr Mittags“, „Wiener Mädeln“, „Peter schießt den Vogel ab“, „Verdacht“ oder „Und ewig singen die Wälder“. Leider verkauften sich die Filme nicht gleich so gut wie erwartet und so brachte man lieber 120m Farb- oder S/W-Filme heraus. Mit der wachsenden Konkurrenz (UFA & MARKETING) wurden die 3x120m-Fassungen geboren und später ließ man sich ganz selten auch mal zu einem „Vierteiler“ („Sandokan“) hinreissen. Eine neue Ära des Super-8-Films hatte begonnen…

Autor: Michael Teubig

„Die Leinwand“ Ausgabe 6/1985

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