Super 8

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Sommer 1985

Archiv Teubig

Aus „Die Leinwand“ – Ausgabe 4/1985

Ein Blick zurück in die Neuigkeiten von vorgestern

Anm. d. R.: Hier ein als beispielhaft für all‘ die News-Meldungen der Vergangenheit stehend, tauchen wir in diesem Artikel ein in den Spätsommer 1985 und lesen „wie damals“ den mit Begeisterung erzählten Bericht über Neuveröffentlichungen auf Super 8. Ein bisschen Zeitcolorit, transportiert in die 2020er Jahre…

Wer hätte das gedacht: auch in den heissen Sommerwochen tut sich etwas auf dem Super-8-Markt. Und noch dazu „passiert“ es in deutscher Sprache! Die Rede ist von zwei neuen Trailer-Veröffentlichungen, die beim Rainer Stefan Filmvertrieb erschienen sind.

Die Freunde des guten alten Horror-Kinos werden natürlich an dem Trailer zu DRACULA mit Christopher Lee aus dem Jahre 1958 nicht vorbeisehen können. Als Ausgangsmaterial diente ein sehr gut spielbarer Technicolor-35mm-Trailer,der nach „alter Frische“ erstrahlte. Obwohl der Super-8-Trailer ganz schlicht auf Umkehrmaterial gezogen wird, besticht er such hervorragende Schärfe, gute Bildhelligkeit und brillanten Ton. Der Ton ist deutsch und mit so herrlichen Schlagzeilen versehen, wie man sie eben Ende der 5Oer Jahre benutzte um die Leute ins Kino zu locken.

Ohne Zweifel ist DRACULA ein „muß“ für jeden Super-8-Freund! Von der S-8-Fassung des Trailers war ich schon sehr angetan. Laute Stürme der Begeisterung brachen aber los,als der gleiche Trailer noch einmal in 16mm gezeigt wurde!Hier ging man aus technischen Gründen über ein Zwischennegativ,welches natürlich ein sehr viel besseres Endprodukt garantiert. Bemerkenswert war vor allem die Tatsache, das die Farben einfach noch frischer und duftiger wirkten, während die Schärfe eigentlich als gleichwertig zur Super-8-Fassung angesehen werden kann. Es geht also wieder „Aufwärts“ mit dem deutschen Super-8-Film. Völlig ABWÄRTS geht es dagegen in dem Film von Carl Schenkel gleichen Titels. ABWÄRTS gehörte zu den erfolgreichsten Produktionen des Jahres 1984 und brachte entgegen aller Erwartungen beste Einspielergebnisse an den Kinokassen. Götz George hatte ganz sicher wesentlichen Anteil am Erfolg des Films. Der zweite Erfolgsbaustein des Streifens war sicher die ausgefallen-komplizierte Kameraführung von Jaques Steyn,der dafür auch mit dem Bayerischen Filmpreis ausgezeichnet wurde.Einen guten Eindruck von der inhaltlichen Qualität des vermittelt der der ebenfalls bei Rainer Stefan erschienene Trailer auf Super-8. Er stellt ein Optimum an Qualität dar. In gleicher Qualität hätte Stefan-Film auch den kompletten Streifen herausgebracht. Leider scheiterte dieses Vorhaben am mangelnden Interesse des Publikums. So wird es wohl bei dem Trailer bleiben der jedoch ganz hervorragend in jede Vorschau nach dem Motto „Demnächst …. “ einzubauen ist.
Apropos Trailer: Rainer Stefan-Filmvertrieb macht in diesen Wochen eine große Sonderaktion, bei der eine Fülle neuerer und rarer Trailer zu besonders günstigen Preisen angeboten werden! Man sollte sich die aktuelle Titelliste schicken lassen: R.Stefan, Lucile Grahn Str.45, 8000 München 80

DERANN-FILMS aus Dudley hat offenbar in den letzten Wochen einmal so Beziehungen „spielen“ lassen um die normalerweise flauen Sommer-Wochen doch mit neuen Super-8-Filmen beleben zu können. Zu den erwähnenswerten Neuheiten die da zutage kommen gehört ohne Zweifel die köstliche 120m-Fassung der Dracula-Parodie LOVE AT FIRST BITE mit George Hamilton. Der Film, durchaus von Plattitüden und Längen gezeichnet, gewinnt in der 120m-Fassung enorm an Tempo und Witz. Die wesentlichen Szenen des Films sind in der 120m-Fassung untergebracht worden.“Untergebracht“ ist bei allerdings wörtlich zu nehmen! Man hat das Gefühl einen „EndlosTrailer“ zu sehen und wenn man sich gerade im Sessel zurückgelehnt hat, ist der fröhliche Vampir-Spuk auch schon wieder vorbei. Dennoch ist diese „Digest“-Fassung in Ermangelung anderer Veröffentlichungen akzeptabel. Die vorliegende Kopie war von sehr satter Farbe was manchmal zu Lasten der Schärfe ging. Der Ton war zwar etwas leise aber dafür recht frequenzreich auf die Piste gebracht worden. Schwierigkeiten hatte ich beim „Anschneiden“ des Films für die automatische Einfädelung. Das Material war so hart (vermutlich ein Polyester-Misch-Masch), daß der Filmenschneider kapitulierte. Da mußte schon ein scharfe Schere ran…

Außerdem bietet DERANN in den Sommermonaten viele Titel aus dem KEN-FILMS Katalog an. Darunter sind vor allem die 120m-Fassungen diverser 20th Century-Fox-Filme (die bei uns bei Inter-Pathé in Frankfurt mit deutschem Ton gibt) interessant. Auch eine Fülle von UNIVERSAL-Titeln ist via Derann lieferbar. Darunter Streifen wie „THE BLUES BROTHERS mit dem unvergessenen John Belushi in der Hauptrolle, der z.B. in Deutschland bisher noch ga rnicht lieferbar war. Das Gleiche gilt für eine Reihe von MGM-Filmen, die bisher nur auf umständlichen Import-Wegen aus den USA zu beziehen waren. Ich denke dabei den Klassiker A NIGHT AT THE OPERA mit den MarxBrothers (2 x 120m s/w-Ton) oder INTERNATIONAL VELVET das Remake des bekannten Liz Taylor-Filmes mit Tatum O’Neal. Und auch im MGM-Stock findet sich ein Bonbon der Extraklasse: FAME, der Vorläufer von Filmen wie FLASHDANCE oder FOOTLOOSE. Tatsächlich schafft es die 240m-Fassung insgesamt 7 Musiktitel (allerdings gekürzt) in den Handlungsfaden einzubauen. Also ein richtiger „Fetzer“ für den Disco-Film-Abend. Getrübt wird das Vergnügen lediglich durch die etwas blassen und körnigen Bilder. Ein Manko, welches auch die zum Vergleich herangezogene Videokassette deutlich aufwies .Für Leute die auch 60m-Fassungen mögen, hat Derann jetzt auch Klassiker wie „IVANHOE“ oder „KING SOLOMONS MINES“ in Programm.

Autor: Michael Teubig

„Die Leinwand“ Ausgabe 4/1985

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