Super 8

Raum ist in der kleinsten Hütte

Der Traum vom eigenen Kino

Archiv Teubig

Aus Kinothek 01/1981, Seite 42ff

Das Super 8-Kino zuhause

Es braucht nicht das Einkommen eines Hollywood-Stars, um seinen Freunden einen schönen Kinoabend in den eigenen vier Wänden zu bieten. Die fest installierte Leinwand zu Hause schafft neue Perspektiven.

Das ewige Auf- und Abbauen von Leinwand und Projektor ist für jeden Super 8-Filmfreund ein Greuel. Besonders dann, wenn Freunde zu Besuch sind und man sich spontan entschließt, ein paar Filme anzuschauen. Das Aufbauen der Geräte ist auch ein schlagkräftiges Argument der VideoEnthusiasten gegen den Super 8-Film! Nehmen wir ihnen den Wind aus dem Video-Segel! ein „festes“ Super 8- Kino ist in fast jedem Raum machbar!

Grundsätzlich sind natürlich rechteckig-längliche Räume besser geeignet als etwa quadratische Räume. Als Faustregel gilt, dass der Abstand zwischen Projektor und Leinwand möglichst groß sein sollte. Das gewährleistet ein großes Filmbild, schafft Platz für die Zuschauer (auch an den Seiten) und verringert das Laufgeräusch des Projektors. Wenn der beste Standpunkt für den Projektor ermittelt ist, wird bei eingeschalteter Lampe mit dem Vario-Objektiv die maximale Bildgröße an der gegenüberliegenden Wand festgelegt und mit Bleistift markiert.
Reicht die bisherige Leinwand (meistens 1,50 x 1,50 m) jetzt nicht mehr aus, wird eine neue „gebaut“! Dazu brauchen wir vier Holzleisten (mit 2-3 cm Durchmesser) als Rahmen, entsprechend unseren neu festgelegten Bildabmessungen. Dieser Leistenrahmen wird fest mit der Wand verbunden; am besten eingedübelt. Noch einmal vier solche Leisten, die jeweils 20 cm länger sind, werden wie ein zweiter Rahmen um den ersten herum an der Wand angebracht. Wir haben nun einen äußeren und einen inneren Leinwand-Rahmen.

Im Stoff-Center oder Leinen-Fachgeschäft bekommt man enggewebtes Weiß-Leinen vom Meter. Entsprechend der Größe des inneren Rahmens nimmt man wegen der besseren Reflexion das Tuch in doppelter Länge (also 2- fach) plus 5 cm Zusatz an allen vier Seiten. Diese „Leinwand“ wird nun auf den inneren Holzrahmen gespannt. Das geht am besten mit einer KlammerPistole oder mit Blaukopf-Nägeln. Es wird solange (gegenüberliegend) geklammert oder genagelt, bis das doppellagige Tuch völlig plan und kräftig gespannt ist. Mit mattschwarzem Deko-Stoff (aus dem Kaufhaus) spannen wir in der gleichen Weise vom äußeren zum inneren Rahmen ein Passe-Partout um die weiße Leinwand – wie im Kino! Die schwarze Bildbegrenzung sieht nicht nur profihaft aus, sondern erhöht auch den Schärfe- und Tiefeneindruck des Bildes. Die Reflexion eines solchen Tuches ist mitunter besser als die von Stativ-Leinwänden. Außerdem gibt es keinen seitlichen Lichtabfall wie bei den Perlleinwänden! Wichtig ist, dass der Leinwand-Stoff keinesfalls gewaschen oder gar gebügelt wird! Das würde die Imprägnierung des Tuches zerstören und einen erheblichen Lichtverlust bedeuten. Wer noch ein Übriges tun will, kann mit rotem Deko- oder Gardinenstoff und einer entsprechenden Schiene einen „Vorhang“ zaubern … Kostenpunkt: ca. 80 – 150 DM; weit weniger als eine neue Tubus-Leinwand!

Der oder die Projektoren sollten nur auf einem festen Projektionstisch installiert werden. Wenn es aus Platz gründen unumgänglich ist, den Projektor nach jeder Vorführung wieder abzubauen, sollte man wenigstens mit Klebepunkten den genauen Standplatz von Tisch und Projektor markieren – so entfällt das lästige Ausrichten vor der Vorführung. Wenn die Projektoren für Dia und Film stehen· bleiben können, empfiehlt es sich, sie fest miteinander zu verkabeln und zu einer leicht bedienbaren Einheit zusammenzufassen.
Ein Ton-Mischpult (recht preiswert aus Japan) kann an den Projektor-Verstärker oder noch besser an einen separaten Verstärker angeschlossen werden. So kann man z.B. Pausenmusik (vom Plattenspieler) und einen Kinogong (vom Cassetten-Recorder) mit dem Magnetton vom Projektor mischen und mit dem Mikrofon sogar eigene Ansagen „einspielen“. Gleich neben dem Mischpult sollten die zentralen Schalter für Licht, Gerätestrom, Heizung u.ä. installiert werden. Auch ein Kästchen mit Ersatzlampen, Staubpinsel oder -Spray, Schraubenzieher und Taschenlampe sollte hier untergebracht werden.
Netz-, Lautsprecher-, Licht- und Verbindungskabel müssen unsichtbar und fernab der Zuschauer verlegt werden. Verlängerungskabel gibt es überall im Fachhandel.
Die Lautsprecher-Boxen für den „guten Ton“ können entweder seitlich der Leinwand aufgehängt oder rechts und links unter der Bildwand aufgestellt werden. Steht nur eine Box zur Verfügung, sollte diese in der Mitte unter der Leinwand postiert werden.

Man kann auch die Lautsprecher in einer Art Stoff-Bühne unterhalb der Bildwand in dem schwarzen (aber dünnen!) Deko-Stoff verschwinden lassen. Eventuell kann hier auch eine zusätzliche Beleuchtung – farbige Reflektorlampen, die mit einem Dimmer geschaltet werden – effektvoll unterbringen und so echte Kinoatmosphäre zaubern!

Zum „Kino-Feeling“ gehören auch bequeme Sitze, keinesfalls Holzstühle…! Noch nicht ganz ausgediente Sessel oder Sitzgruppen (von Bekannten oder Nachbarn) leisten hier gute Dienste. Häufig wird auch in den Tageszeitungen Kinogestühl aus (leider!) geschlossenen Filmtheatern angeboten. Eine Reihe mit 4-6 Hochpolsterstühlen ist da meist für weniger als 50,- DM zu haben!

Überhaupt sind die gestalterischen Ideen des „Theaterbesitzers“ von großer Wichtigkeit. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um ein Wohnzimmer, Kellerraum oder Dachboden handelt – wichtig ist die Qualität der Vorführuhg und die Atmosphäre des Raumes! Je nach Geldbeutel und den räumlichen Möglichkeiten kann man sich als Innenarchitekt betätigen. Wandbespannungen aus Jute-Rupfen oder Dekostoff, ein farbiger Teppichboden, Steckwände für Plakate und Fotos können schon fast ein Mini-Cinema nach Art der Großstadt-Kinocenter aus jedem Raum machen. Mit ein bisschen Phantasie, Geschicklichkeit und wenig Geld kann man eine Menge auf die Beine stellen.
Durch Kontakt-Anzeigen in Kinozeitschriften findet man rasch andere Filmbegeisterte, von denen man Tips erfahren und Kinomaterial aller Art tauschen oder kaufen kann! So entsteht über den Super 8- Film hinaus eine themenbezogene Erweiterung des Hobbys, die wirklich viel Freude und Freunde macht…!

Senden sie uns doch einmal ein Foto von Ihrem Kino – die Leser der „Kinothek“ sind sicher für jede neue Idee dankbar.

Na denn – gut „Licht und Ton“ im eigenen Super 8-Kino zuhause!

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Autor: Michael Teubig